Peng! 2013

Wenn in Deutschland Comicpreise vergeben werden, das ist der Moment wo wir uns immer mit großer Verwunderung am Kopf kratzen. Zum fünften mal wurde nun der Comicpreis Peng! auf der zweijährlich stattfindenen Comicmesse in München vergeben. Und wie immer hinterlassen einige Krönungen das Gefühl, dass wir uns hier in unserem bescheidenen Comicladen doch in einem Paralleluniversum befinden. Dass ein Comic mit  Holocaust-Theamtik von Autor Reinhard Kleist (der sich auf Feuilleton-Themen spezialisiert hat) einen Preis erhält war ja noch klar und voraus berechenbar, aber zB. die Sprechblase, ein Nostalgiemagazin als preisgekrönte, beste Comicberichterstattung, ist doch schon recht seltsam. Nichts gegen Nostalgiker, aber da gibt es bespielsweise mit dem Paket Alfonz/Comicreport/Reddition und dem Tagesspiegel-Comicblog weitaus breiter aufgestelltere, tiefere und thematisch umfassendere Informationsangebote. Über den Preis für Hilda freuen wir uns dagegen riesig.

Hier die Gewinner des dubiosen und im Vorfeld stark in die Kritik geratenen Preiskrönungsverfahrens (siehe zB. diesen Artikel auf comicgate.de). Lasst Euch von den hiesigen Preisverleihungen jedoch nicht zu sehr beeindrucken. Bildet Euch Eure eigene Meinung!

 

Bester deutschsprachiger Comic

Reinhard Kleist: Der Boxer: Die wahre Geschichte des Hertzko Haft (Carlsen)

Bester europäischer Comic

Luke Pearson: Hilda und der Mitternachtsriese (Reprodukt)  

Bester nordamerikanischer Comic

Chris Ware: Jimmy Corrigan – Der klügste Junge der Welt (Reprodukt)

Beste Comic-Berichterstattung

Die Sprechblase  

Beste Comic-Sekundärliteratur

Burkhard Ihme (Hg.): Comic! JAHRBUCH (ICOM)

Beste Neuveröffentlichung eines Klassikers

Hal Foster u. a.: Tarzan Sonntagsseiten (Bocola) 

Bester Manga aus Japan/Ostasien

Keito Koume & Isuna Hasekawa: Spice & Wolf (Panini)  

Bester Manga aus Deutschland

Anike Hage, Anna Hollmann, Kei Ishiyama, Misaho Kujiradou, Mikiko Ponczeck, Inga Steinmetz, Luisa Velontrova, Nina Werner, Reyhan Yildirim: Grimms Manga Sonderband (Tokyopop) 

Beste Comicverfilmung

Marvel’s The Avengers

 

 

Der Seewolf

Schon in dem Album An Bord der Morgenstern hat Riff Reb´s gezeigt, dass er ein Händchen für Piraten- und Seeräuber-Geschichten hat. In dieser Adaption von Jack Londons Roman Der Seewolf ist das nicht anders. In sehr feinen und detailgetreuen Zeichnungen, die er in wechselnden Farbtönen monochrom koloriert, schafft er es, die Schrecken von Stürmen, Kämpfen und Rivalitäten auf See wunderbar einzufangen. Da toben die Fluten, da fliegen die Fäuste, und wenn man Pech hat, ist auch noch ein Messer mit im Spiel.

Comic Der Seewolf

Erzählt wird die Geschichte des jungen Humphrey Van Weyden, seines Zeichens Literaturkritiker und Intellektueller, der während einer kurzen Schiffspassage in der Bucht von San Francisco verunglückt, weil die Fähre in dichtem Nebel von einem anderen Schiff gerammt wird. Humphrey geht über Bord und wird von Wolf Larsen gerettet – dem Kapitän eines Robbenschoners, der Kurs auf Japan hält. Für Humphreys Bitte, ihn vor der Weiterfahrt an der amerikanischen Küste abzusetzen, hat Larsen nur Hohn und Spott. Dem Kapitän fehlt nämlich noch ein Küchenjunge, und so muss Humphrey vorerst Kartoffeln schälen – und sich gegenüber der Mannschaft behaupten. Doch während der langen Fahrt muss er sich nicht nur gegen deren raue Sitten wehren – es kommen weit schlimmere Gefahren auf ihn zu.

Es ist lange her, dass ich den Roman von London gelesen habe – ich kann also nicht sagen, ob in dieser Adaption wesentliche Inhalte fehlen, oder nicht. Als Comic funktioniert die Geschichte aber tadellos, denn die starken Zeichnungen von Riff Raf´s bringen viel düstere Atmosphäre rüber. Die ideale Lektüre für alle Freunde von spannenden Abenteuer- und Seefahrt-Geschichten.

Der Seewolf
von Riff Reb´s, Jack London
Splitter
Hardcover, 126 Seiten, 24.80 EUR

Dieser Lesetipp wurde erstellt von Comickunst–dem Weblog mit aktuellen Rezensionen anspruchsvoller Graphic Novels für Erwachsene: http://comickunst.wordpress.com/.

Star Trek Into Darkness – Senf zum Film

Nachdem nun ein Kinotermin nach dem anderen geplatzt ist, habe ich vor ein paar Tagen nun endlich den neuen ST-Film gesehen.

Als alter Trekkie muss ich hier natürlich auch mal meine Meinung dazu ablassen:

Die Macher haben sich offenbar die Kritik der Fans zu Herzen genommen. Es gibt vielmehr Anspielungen auf die alten ST-Sachen, es gibt eine wendungsreiche und diesmal komplexe Handlung, und auch wenn es in erster Linie doch ein Actionfilm ist, wurde der alte ST Spirit (Direktive, Hierarchien, Zweifel, Ethik, Politik etc.) eingebaut, die dem Film auch einen gewissen Anspruch verleiht.

Die Action ist überbordend und teilweise extrem laut. Das sieht natürlich alles extrem gut aus und ist state of the art. Teilweise fühlte ich mich jedoch an Katastrophenfilme erinnert. Teilweise war das ein Realismus mit schreienden, sterbenden Menschen, den ich nicht unbedingt in ST brauche und dort nie vermisst habe. Die Jump-and-Run Plattformspringerei am Ende war auch reichlich überflüssig. Aber das ist ja kein Problem von ST sondern allgemein von Hollywood Produktionen: etwas überproduziert, die können einfach nicht mehr anders. Vieleicht wird das ja vom jüngeren Publikum erwartet, ich weiß es nicht.

Kommen wir wieder zum Positiven: trotz der überbordenden Action (und das ist das wirklich Erstaunliche an dem Film) gibt es Raum für die Figuren, für die sich die Macher offenbar doch interessieren. Die Charaktere und Persönlichkeiten sind wirklich gut getroffen, sie entwickeln sich ein Stück, da gibt es viel Spaß auch für alte ST-Fans. Immer wieder gibt es auch mal einen ruhigen Moment, und da hört man die Protagonisten auch mal schlucken. Die Macher verlieren nie den Blick auf fiktionalen Charaktere und deren Besonderheiten. Wirklich toll gemacht. Das hat Hommage-Qualität.

Ein kleines Highlight des Films war dann für mich auch die Erzählung der Geschichte des Archivmitarbeiters, rein visuell ohne jeden Dialog. Eigentlich nur ein kleines Detail des Films, aber exzellent umgesetzt. Es ist einfach cool, wenn auch nicht ganz so wichtige Sachen wichtig genommen und präzise umgesetzt werden. Und für diese Art charakter-getriebene Erzählweise steht J.J.A. ja auch.

Insgesamt war ich positiv überrascht. Es ist sicher einer der besten ST-Spielfilme, erreicht aber für mich nicht ganz den Fun-Faktor einiger Serien.

Hier gehts zu einer Übersicht über aktuell verfügbare Star Trek Comics: Der Countdown läuft

Neu in unserem Sortiment sind übrigens  Star Trek Romane, zB. die neuen Staffeln von DS9, die exklusiv als Roman erscheinen.

Und dann mach ich mir ’nen Schlitz ins Kleid und find es wunderbar

Bei Egmont ist man ja der Meinung, Comics sind hauptsächlich selbstreflexiv (*). In der Konsequenz (und sicher auch mit Blick auf die Entwicklungen der letzten Jahre)  hat die ECC vor einigen Wochen nun ein neues Label Egmont Graphic Novel eingeführt – um auch neue Leute, die nicht die absoluten Comicnerds sind zu bedienen. Das kann man erstmal positiv bewerten, das Programm ist interessant, und sollen doch Vorurteile gegen Comics mit dem Graphic Novel-Label umschifft werden.

Warum dies allerdings immer wieder (auch von anderen Verlagen) mit einer Degradierung der klassischen Comics einher gehen muss, wird wohl für immer ein Geheimnis bleiben. Selbstreflexivität trifft ev. auf ausufernde Superhelden-Serien zu, die Mehrzahl der Comics lässt sich jedoch völlig ohne besondere Vorkenntnisse lesen und verstehen (davon ausgehend, dass man als Leser nicht in kultureller Isolation aufgewachsen ist). Viele Serien bestehen dabei sogar aus einer überschaubaren Anzahl von Bänden Teilen, und sind in sich geschlossen. Das "Problem" der Alben u.a. klassischen Comic-Formate ist wohl eher die landläufige Attitüde gegen Genrestoffe im Buchhandel und teilweise auch in der Kritik, meist aus einer Mischung aus Vorurteil, Arroganz und Unkenntnis heraus. Dabei werden Genre-Titel vom Publikum weiterhin geliebt. Kurioserweise hat nun gerade Egmont ein paar der Highlights der frankobelgischen Alben im Programm, wie zB. "Der grosse Tote", "Noah", "Der Killer", "Der Verbannte" oder die neuen Serien von Supertalent Munuera "Zauber" und "Fraternity". Sollte man da jetzt ev. "Graphic Series" Aufkleber draufpappen?

Aber vergessen wir mal alle Etiketten und kommen zu Der grosse Tote. Wieviele Teile diese Serie am Ende haben wird, kann ich Euch nicht beantworten. Szenarist Loisel ist da immer für eine Überraschung gut. Jedoch gehört die Serie zu unseren meistverkauften Alben, und begeistert Comicnerds genauso wie Gelegenheitsleser. Darüber hinaus zeigt die Serie auch, wie man Genre-Grenzen aufbricht, und wie man guten Stoff im Albenformat produziert, und wie man mit Inhalt statt Etikett überzeugt. Einen kleinen Artikel, den wir bei Erscheinen von Band 3 veröffentlicht haben, könnt Ihr hier nachlesen: Fantasie vs. Realität. Nun ist endlich der lang erwartete Band 4 erschienen:

Der grosse Tote

Der grosse Tote
Szenario: Régis Loisel und JB Djian
Zeichnungen: Vincent Mallié
Egmont-Comic-Collection (ehemals Ehapa-Comic-Collection)
Hardcover, 64 Seiten, 12.00 EUR

 

(*) in diesem Interview mit Alexandra Germann auf Splashpages nachzulesen: Ein neues Comic-Label: Egmont Graphic Novel

Gratis-Comic-Tag 2013

Gratis Comic Tag 2013 - Poster

Der diesjährige Gratis-Comic-Tag (eine Gemeinschaftsaktion von Händlern und Verlagen) findet morgen, am 11. Mai statt. Wie immer werden an diesem Tag diverse Comichefte kostenlos verteilt.

Ausführliche Informationen zu der Veranstaltung findet Ihr unter www.gratiscomictag.de

Bei uns geht es ab 11 Uhr los, und es wird eine begrenzte Anzahl an Heften pro Person geben, damit auch jeder etwas abbekommt. Die Anzahl legen wir eine Minute vor Öffnung der Ladentür fest. :) Reste werden ab 16 Uhr frei verteilt.

 

Folgende Titel wird es für umme geben:

Weiterlesen

Wanted: Koma

Wanted: Koma 5 Comic

Solche Bilder zeichnen Fans einer Serie (hier Comiczeichner Steve M. Clements), wenn der Folgeband auf sich warten läßt.

Mit besten Grüßen an Reprodukt! :)

Berlin is calling!

Liebe Comicfans aus Berlin, vom Lande, aus dem Wald und anderen Städten: in der ersten Juni-Woche ballen sich die Signierstunden. Wie Ihr ja wisst signiert

Tonci Zonjic (Lobster Johnson, Who is Jake Ellis)
am Freitag, 7. Juni 2013 zwischen 17 – 19 Uhr

bei uns im Laden. Anmeldung per Besuch, Mail oder Fon ist freiwillig – aber vorteilhaft. ;) Wir vergeben Slots.

Einen Tag vorher, am 6. Juni signiert der britische Zeichner Luke Pearson den wunderbaren All-Age-Comic Hilda, und einen Tag nachher, am 8. Juni Bela Sobottke und Bert Henning das neue U-Comix, jeweils bei den Kollegen im Groben Unfug.

Kommt nach Berlin! Z.B. mit der Bahn!

Aus dem Soundtrack zu Berlin Calling.

Das Millennium-Duell (Teil 1)

Die Millennium-Trilogie des bereits 2004 verstorbenen Schriftstellers Stieg Larrson gehört zu den großen Bestsellern zeitgenössischer Literatur. Über 63 Millionen verkaufte Exemplare (Stand: 7. April 2012, Spiegel Online International)  sprechen für sich.

Gleich zwei Verfilmungen enstanden auf Basis der Romanvorlage: ein schwedische TV-Produktion (später gekürzt als Spielfilmtrilogie ins Kino gebracht), und wenig später einer amerikanische Kinoadaption. Unter vielen Fans gilt die ungeschnittene TV-Version aus Schweden als beste Umsetzung.

Nun entstehen gerade zwei Comicadaptionen des Stoffes. Der jeweils erste Teil der beiden Comicadaptionen liegt nun vor. Da wird es Zeit für einen Vergleich.

 

Das Millennium-Duell – Teil 1

Im ersten Teil unsere  Artikelserie geben wir Euch hier einen kleinen Überblick und stellen die Kandidaten vor.

Die Cover

Stieg Larsson Verblendung Comic Paninivs.Stieg Larsson Verblendung Splitter

 

Die bibliografischen Daten

Titel / Bände
Stieg Larsson – Verblendung / 1 von 6 Stieg Larsson – Verblendung / 1 von 6
Ursprungsland / Verlag des Originals
USA / Vertigo Frankreich / Dupuis
Verlag der deutschsprachigen Ausgabe
Panini Splitter
Textadaption / Zeichner
Mina / Manco, Mutti Runberg / Homs
Format
SC/HC, 144 S., Farbe, US-Format HC, 56 S., Farbe, 32 x 23cm
Preis
SC 16.95 EUR / HC 24.95 EUR 14.80 EUR

 

Als Gemeinsamkeit fällt hier erstmal auf, dass beide Adaptionen die drei Romane auf sechs Comics verteilen (also zwei Comics pro Roman). Die US-Ausgabe ist von der Seitenzahl her umfangreicher, jedoch ist die FR-Ausgabe dafür fast doppelt so groß. Preislich führt die Splitterausgabe, denn im Vergleich HC-HC ist die Panini-Ausgabe einfach viel zu teuer. Fans bibliophiler Ausgaben sind hier bei Splitter besser aufgehoben. Für Leser, denen der Einband egal ist, spielt das aber auch keine Rolle, da Panini hier mit der SC-Variante aufwartet, die preislich und in Relation zur Seitenzahl im grünen Bereich liegt.

Soviel zu den harten Facts. Was es über die Künstler zu sagen gibt, wie gut die Vorlage adaptiert wurde, welchem unterschiedlichen Ansatz die Künstler verfolgen u.v.m. erfahrt Ihr im nächsten Teil unseres Duells. Stay tuned!