Arild Midthun in Berlin

Signier- und Zeichentermin mit Arild Midthun

Zeichnung von Arild Midthun (c) Disney

Abbildung (c) Disney

Der norwegische Zeichner signiert seine besten Disney-Geschichten

Mittwoch, 7. März 2018
15:00 Uhr bis 18:30 Uhr

Bei uns im Laden.

Arild Midthun

Zeichnung von Arild Midthun (c) Disney

Abbildung (c) Disney

Eine Zeichnung mit Widmung gibt es in ein bei uns zu erwerbendes Buch "Die besten Geschichten von Arild Midthun" (oder ein Äquivalent). Wir vergeben wie immer Wartenummern an unsere Besucher, um langes Anstehen zu vermeiden. Die Nummern werden ab sofort vergeben, bei Interesse meldet euch bitte an, es könnte voll werden! :)

 

Bestseller 2017

Comicfans, ich wünsche Euch einen fulminanten Rutsch ins neue Jahr! 2018 wird hier ein besonderes Jahr: Comics & Graphics feiert 10-jähriges Jubiläum. Dazu aber später mehr. Zum Jahresausklang präsentiere ich hier noch die Top-5-Bestseller. Da viele Titel nach dem fünften Platz sehr dicht zusammen oder sogar gleichauf liegen, verzichte ich auf eine längere Liste.

 

1. Asterix in Italien
von Conrad und Ferri, Egmont

Same procedure as every Asterix year. Asterix ist ungeschlagener Bestseller auf dem gesamten Comicmarkt. Solides Album, toll gezeichnet, aber halt auch "das Übliche", wenn ich mir die Kritik erlauben darf. Liebe Asterix-Leser: es gibt noch andere gute Comics. ZB. auch von Asterix-Zeichner Conrad. Schaut mal rein!

Asterix in Italien

 

2. Orbital
von Silvain Runberg und Pelé

Eine kleine Überraschung, denn der Titel ist schon etliche Jahre alt, aber eine unserer ersten Empfehlungen für Science Fiction interessierte Leser. Da wir dieses Jahr viele Neukunden dazu gewinnen konnten, ist der Band nochmal so hoch platziert.

Orbital 1 Brüche Comic

 

3. Geisel
von Guy Delisle, Reprodukt

Die eindringliche Graphic Novel über eine Gefangenschaft ist nicht ganz so gut eingeschlagen wie seine Berichte über den Clash of Cultures und den ganz alltäglichen Wahnsinn in anderne Ländern. Aber das ist Kritik auf hohem Niveau, Platz 3 in einem Asterixjahr ist natürlich ein absolutes top Ergebnis.

Geisel

 

4. Nick Cave – Mercy on me
von Reinhard Kleist, Carlsen
Gratulation an den Berliner Zeichner, Reinard Kleist. Die Mischung aus Mythos und Biografie des Kultmusikers hat viele Leute begeistert.

Nick Cave Graphic Novel

 

5. Mickeys Craziest Adventures
von Lewis Trondheim und Keramidas, Egmont

Die Micky Homages aus der Feder gestandener frankobelgischer (und Schweizer) Zeichner sind tatsächlich das Beste, was zur Zeit unter dem Label veröffentlicht wird. Ich stelle die drei bereits erschienen Bände später nochmal ausführlicher vor.

Mickeys Craziest Adventures Comic

Comic des Jahres 2017

Auch dieses Jahr hat der Tagesspiegel nach den Comics des Jahres gefragt. Einerseits fand eine Leserumfrage statt, andererseits wurde der Comic des Jahres von einer Jury bestehend aus Journalisten und Comicfachhändlern gekürt. Die interessanten Ergebnisse lassen sich auf der Comic-Website des Tagesspiegels nachlesen.

Als der Comic des Jahres wurde die düstere Romanadaption Brodecks Bericht gekürt, herzlichen Glückwunsch an dieser Stelle an den Zeichner Manu Larcenet und an Reprodukt.

Brodecks Bericht Graphic Novel

Hier noch die Begründungen, die ich für meine persönlichen fünf Favoriten eingereicht habe (der folgende Text erschien zuerst auf der Website des Tagesspiegels).

Platz 5: Nagabe: Siúil, a Rún – Das fremde Mädchen, Band 01 (Tokyopop)
Neulich habe ich mal in einer Rezension einen schönen Satz gelesen: Der Hinweis, das nicht alle Mangas stereotypen Mustern oder Zeichenstilen folgen, ist selbst schon ein Klischee. Dem kann ich nur zustimmen, und eigentlich sollte es im Jahr 2017 nicht mehr notwendig sein, auf die Vielfalt in den japanischen Comics hinzuweisen. Da die Realität allerdings anders aussieht und doch meiner Wahrnehmung nach weiterhin Vorurteile bestehen, mache ich jetzt gerne an dieser Stelle nochmal den Fehler: Dieser Manga entspricht nicht der landläufigen Klischees über Mangas. "Siúil, a Rún" ist eine kleine Entdeckung, die ich hier gerne teilen möchte, auch damit dieser Titel nicht in der Flut der Neuerscheinungen im Comic- und Mangabereich untergeht. Erzählt wird die Geschichte eines kleinen Mädchens, das bei einem seltsamen, groteskem Wesen mit einer Art Geweih lebt, das Doktor genannt wird. Die Gegend ist verlassen und nur in der Fremde scheint es noch andere Menschen zu geben. Die beiden Protagonisten scheinen vertraut, dürfen sich seltsamerweise aber nicht berühren… Die irritierende und dabei auch sehr herzliche Geschichte ist ein Märchen für ältere Jugendliche und Erwachsene mit Sogwirkung. Sie triggert ganz hervorragend die Neugier des Lesers, unbedingt wissen zu wollen, was da im Himmelswillen vor sich geht. Ein echter Pagetuner, um noch einen Anglizismus zu bemühen. Im Januar soll ein zweiter Teil erscheinen.

Siúil, a Rún – Das fremde Mädchen, Band 01

Platz 4: Bouzard: Lucky Luke – Jolly Jumper antwortet nicht: Hommage 2 (Egmont)
So, so. Da kommt als ein gewisser Bouzard daher, und möchte sich über Lucky Luke lustig machen. Über MEINEN Lucky Luke. Da ist erst einmal Skepsis angesagt, immerhin ist Lucky Luke einer der besten Funny-Serien aller Zeiten und seines Zeichens meine Einstiegsdroge in die Welt der Comics. Wie sollte man dies toppen? Erschienen ist der Band "Jolly Jumper antwortet nicht" als Lucky Luke Hommage 2 (nach Bonhommes herausragendem Album "Der Mann, der Lucky Luke erschoss", vgl. Comics des Jahres 2016). Um es kurz zu machen: das Kunststück ist gelungen. Während Achdé mit "Das gelobte Land" dieses Jahr ein durchaus grundsolides und thematisch heute wieder mutiges Thema aufgreift, ist der Jolly Jumper Band nicht nur irgendein weiteres Lucky Luke Abenteuer in der Tradition der Serie. Dieses darf man auch nicht erwarten. Bereits die erste Seite des Comics zauberte mir ein Lächeln ins Gesicht. Bouzard glänzt mit einer Sorglosigkeit und Unbefangenheit, und einer liebevollen Respektlosigkeit in karikierenden Stil und einer völlig eigenen Art von Humor, die diesen Comic zu nichts weniger als den lustigsten Lucky Luke Band der letzten Jahre machen. Erfrischend und unverbraucht. Ich denke Morris und Goscinny hätten ihre Freude an dem Band. Einmal mehr wird hier gezeigt, dass man die Comickünstler einfach mal machen lassen sollte. Wie auch in der anderen Lucky-Luke-Hommage, in Spirou-Spezial-Bänden oder den kürzlich erschienenen Mickey-Hommagen entstehen hier überraschende und originelle Comics mit neuen Blickwinkeln. Das ist natürlich alles hochgradig selbstreferentiell, im vollen Umfang kann man viele Anspielungen nur deuten, wenn man die Comics oder deren Eigenheiten zumindest halbwegs kennt, aber das ist eben eben auch Comickultur in Höchstform. Wer die Serie Lucky Luke noch gar nicht kennt, sollte eventuell erst ein paar Originale lesen. Es lohnt sich.

Jolly Jumper antwortet nicht Comic

Platz 3: Benjamin Renner: Der große böse Fuchs (Avant)
Dieser Fuchs ist eigentlich nicht groß. Und auch nicht böse, er versucht es aber zu sein. Nur will ihm das nicht gelingen, denn es ist nicht einfach jemand zu sein, der man nicht ist. Eines Tages hat er mit seinem Kumpel, den Wolf die grandiose Idee, Eier zu stehlen, diese auszubrüten und sich damit das Futter selber zu züchten. Nur die Küken wollen halt lieber seine Freunde sein statt sich von ihm fressen lassen. Dieser Comic für Kinder, den man wie viele gute Kinderbücher auch als Erwachsener lesen kann ist tatsächlich allerliebst. Analoges, handgemachtes Artwork und ein feinsinniger und herzlicher Humor machen den recht umfangreichen Band zu einem der sympathischsten Comics des Jahres.

Der grosse böse Fuchs

Platz 2: Xavier Dorison, Mathieu Lauffray: Long John Silver, Gesamtausgabe (Carlsen)

Kommen wir mit "Long John Silver" zum gepflegten Eskapismus für die Weihnachtsferien, zu einem Ausflug in die Jugend. Was "Herr der Ringe" für das Fantasy-Genre, der Lovecraft'sche Cthuhlhu-Mythos für die unheimliche Phantastik ist, das ist Robert Louis Stevensons "Schatzinsel" zweifellos für die Abenteuer-Geschichten: ein Eckpfeiler und Ideenpool des Genres – oft kopiert und nie erreicht. Der Roman ist bereits in den 1880er Jahren erschienen. Neben der Stimmung, den ikonenhaften Figuren, dem sprachlichen Anspruch inklusive des ganzen Vokabulars beispielsweise über die Seefahrt und die Ausstattung der Schiffe, überzeugt die Geschichte vor allem mit der Figur des Piraten Long John Silver. Silver ist, betrachtet man die Entstehungszeit des Romans (immerhin 100 Jahre vor Game of Thrones & Co.) als Antagonist erstaunlich intelligent und vor allem ambivalent. Er ist weder der Gute noch der Böse, er ist ein Charakter der in einer Sekunde die Seiten wechselt und in dem Roman mehrfach gedreht wird. Eigentlich bleibt er dabei aber immer auf seiner Seite. Er ist verschlagen, aber gleichzeitig auch nicht herzlos. Bekanntlich entkommt Silver am Ende des Romans. Der Comic "Long John Silver" setzt nun 20 Jahre nach den Geschehnissen der Schatzinsel an. Der berüchtigte Pirat taucht wieder auf, und es entspinnt sich eine spannende Abenteuergeschichte bis hin zu den fast ruhigen und poetischen letzten Seiten. Die Autoren Dorison und Lauffray sehen das Werk, wie sie selbst in einer gewissen Demut vor dem Original sagen, nicht als Fortsetzung oder Adaption, sondern als Hommage. Sie versuchen auch zum Glück nicht noch einmal die gleiche Geschichte in anderem Gewand zu erzählen. Und so funktioniert dieser Comicband auch ganz hervorragend. Exotische Schauplätze in bemerkenswerten, fantastischen Artworks machen den Comic zu wahren Leckerbissen der franko-belgischen Comickunst. Der Band enthält alle vier Teile der ehemals als Serie aufgelegten Geschichte, sowie einiges an Bonusmaterial.

Long John Silver Gesamtausgabe

Platz 1: Romain Renard: Melvile, Band 2 – Die Geschichte von Saul Miller (Splitter)
Als der erste Band der Reihe erschien, habe ich mir den Klappentext durchgelesen, und den Band achselzuckend ungelesen zu den Novitäten ins Regal gestellt. Ein Fehler, wie sich später herausstellte. Vor ein paar Wochen erschien nun der zweite Band des eigentlich nicht auf eine Serie angelegten Titels. Da wollte ich nochmal nachhaken, und ich hab die beiden Bände verschlungen. Melvile ist ein Ort in Kanada, und Dreh- und Angelpunkt der Comicreihe. Hier lebt Saul Miller, ein Professor der Astrophysik, ein zurückhaltender Mann, der aber gute Verhältnisse zu einigen Nachbarn unterhält. Umringt wird der 500 Seelen-Ort von Wäldern riesigen Ausmaßes, in den sich "die Jäger" herum treiben. Als Folge einer Diskussion bricht die Idylle im weiteren Verlauf der Geschichte in sich zusammen. Melvile verzichtet dabei komplett auf Action, und setzt auf Psychologie und Atmosphäre, man könnte das Buch als Mystery Drama einordnen. Die Geschichte mutet dabei seltsam an, und ist am ehesten eventuell noch mit der TV-Serie "Twin Peaks" von David Lynch vergleichbar. Ich möchte dazu auch nicht viel mehr verraten. Der Reiz des Buches ist vor allem die Art und Weise, wie erzählt wird. Der Comic ist wunderbar unökonomisch gezeichnet und ebenso dekomprimiert erzählt. Beispielsweise zoomt der Zeichner auf den ersten 20 Seiten erst einmal quer durch den Weltraum in den Ort des Geschehens. Dann wird der Leser mit eigentlich fast fotorealistisch anmutenden Bildern und tollen Perspektiven und einer sehr starken Kolorierung überrascht, die die Bilder zu Gunsten der Stimmung stark verfremdet. Neben dem narrativen Element ist der Comic eigentlich auch ein Artbook und ein multimediales Kunstprojekt. An einigen Stellen befinden sich Links in dem Buch, die über Scans mit dem Smartphone zu Audiotunes führen. Ich muss gestehen, ich hab das nicht verfolgt oder ausprobiert, da ich beim Lesen meine Ruhe haben will, insofern bezieht sich meine Kritik und Empfehlung zu diesem Buch rein auf das gedruckte Buch selbst. Das Buch bietet – man verzeihe mit die Phrase, diese trifft hier einfach zu – eines der intensivsten Leseerlebnisse, das man in einem Comic haben kann.

Melvile Graphic Novel

Asterix in Italien

Am 19. Oktober 2017 erscheint der neue Band: Asterix in Italien, seines Zeichens der 37. Band der Serie und der dritte Band aus der Feder des Künstlerteams Didier Conrad und Jean-Yves Ferri.
 

Asterix in Italien- Coverabbildung

Coverabbildung. Quelle: obs/Egmont Ehapa Media GmbH

Wie immer werden wir die verschiedenen Ausgaben in Soft- und Hardcover vorrätig haben.

Darüber hinaus möchte ich darauf hinweisen, dass es wie bereits zu dem letzten Band eine Superluxusausgabe zu Asterix in Italien geben wird. Die Auflage wurde im Vergleich zu der letzten Ausgabe nochmal um 100 Exemplare gesenkt und beträgt diesmal 399 Stück, erhältlich ist sie nur im Comicfachhandel.

Die Superluxusausgabe erscheint am 23. November, und bietet folgende Features:

  • limitiert und nummeriert auf 399 Exemplare
  • enthält auf 122 Seiten die schwarz/weiß Ausgabe des Comics, zusätzliche Illustrationen und Skizzen mit Details zum Entstehungsprozess von Figuren, Storyboard und Szenen
  • enthält zwölf Kunstdrucke (320g Papier), davon ein Druck signiert von Conrad, ein Druck signiert von Ferri
  • Preis: 199,- EUR einschl. MWSt

Wie lange solche Ausgaben lieferbar sind, weiss man bekanntlich immer erst nachdem sie vergriffen sind. Bei Interesse möchte ich aufgrund der Limitierung eine Vorbestellung im Laden, per Email oder Fon empfehlen. Wir versenden innerhalb Deutschlands portofrei, Versandkosten ins Ausland auf Anfrage. Aussagekräftiges Bildmaterial ist leider noch nicht verfügbar.

Asterix Artbook bei uns reservieren

 

Wir haben übrigens noch ein Exemplar der Luxusausgabe "Der Papyrus des Cäsar" vorrätig, siehe Asterix ltd: Der Papyrus des Cäsar. Bei Interesse bitte melden.

 

Comics der Woche: Unterwasser-Schweisser und Spirou Spezial 24

Da letzte Woche der Comic der Woche ausgefallen ist, gibt es diese Woche gleich zwei Comictipps. Und die könnten unterschiedlicher nicht sein.

Der Unterwasser-Schweisser

Jeff Lemires Comic liegt nun endlich auch auf Deutsch vor, und ist überraschenderweise im Hirnstorff-Verlag erschienen. Lemire – dafür bekannt Graphic Novels (Essex County) ebenso wie anspruchsvolle Unterhaltungs-Serien (Descender, Sweet Tooth) zu meistern, lieferte hier bereits in 2012 bei Top Shelf eine Comicperle ab, die gleichzeitig durch surreale und lebensnahe Elemente besticht. Lemire hat dabei ein besonderes Talent für grafisches Erzählen. Er ist ein Meister der Sequenz und nebenbei gesagt einer meiner fünf Lieblingszeichner. Seine Zeichnungen wirken auf den ersten Blick sperrig, beim lesen entfaltet sich jedoch eine intensive, leicht melancholische Geschichte mit präzisen Blicken in die Charaktere, eine Geschichte über Väter und Söhne.

Der Unterwasser.Schweisser Graphic Novel

„Die wohl spektakulärste Episode von The Twilight Zone, die nie produziert wurde.” mein Damon Lindelof, Produzent und Drehbuchautor, u.a. LOST

Kleiner Schmunzler am Rande: auf der Webseite des Hirnstorff-Verlages erhalten Graphic Novels das Attribut "durchgehend illustriert". :)

 

Spirou & Fantasio Spezial: Der Meister der schwarzen Hostien

Retro-Retro! Yves Chaland macht in den 80er Jahren Comics, die an die Comics der 50er Jahre erinnerten. Sein Stil, eine Weiterentwicklung der Ligne Clair wurde übrigens Atom-Stil genannt. Namensgebend ist der Bau des Atom-Models in Brüssel in den 50er Jahren (Atomium, 1958). Chaland stirbt viel zu früh. Aber nun spinnen Schwartz & Yann den stilistischen Gedanken weiter. Als Plattform dafür haben sie ein weiteres Album aus der Serie Spirou & Fantasio Spezial erschaffen. Der Meister der schwarzen Hostien setzt die Geschichte aus Die Leopardenfrau fort, Spirou bewegt sich hier in der vom zweiten Weltkrieg gebeutelten Gesellschaft und die Nachfolgen der belgischen Kolanialgeschichte.

Spirou Spezial - Der Meister er schwarzen Hostien Comic

Die Comicreihe Spirou zeichnet sich dadurch aus, dass über Jahrzehnte immer wieder neuen Künstlern erlaubt wurde, Spirou auf ihre eigene Art und Weise, mit viel künstlerischer Freiheit neu zu erfinden. Einige der besten Spirous sind dabei in der Spezial-Reihe erscheinen, die Arbeiten von Schwartz sind dabei grafische Leckerbissen. Darunter zB. der großartige Band von Emile Bravo, der als erstes in die Jugend von Spirou zZ. des zweiten Weltkrieges spielt. Daran schließen sich drei Alben des Teams Schwartz und Yann an:

  • Operation Fledermaus
  • Die Leopardenfrau
  • Der Meister der schwarzen Hostien

Die Bände sind inhaltliche und visuelle Highlights des Spirou-Universums, die Liste entspricht der empfohlenen Lesereihenfolge.

Der Band wird vom Verlag ab 12 Jahren empfohlen. Ich meine jedoch dass sich die Geschichten eher an erwachsene Leser richten.

Comic der Woche: Paper Girls

Die Paper Girls sind vier Teenager-Mädchen, die in einer spießigen Vortstadt in den 80er Jahren mit dem Fahrrad Zeitungen ausfahren. Bis sie auf mysteriöse Wesen treffen, die Aliens sein könnten, oder einfach durch die Zeit reisen. Man weiß es zuerst nicht so genau. 

Paper Girls 1 Comic

Was nach dieser Zusammenfassung nach unterhaltsamer Bubblegum-Comic-Lektüre klingt, entfaltet sich im Detail und vor allem durch seinen 80er Jahre Flair und die sorglose Herangehensweise des Author Brian K. Vaughan (Lost, We Stand On Guard, Y the last Man, Saga) und auch der Mischung aus Coming of Age und Mystery zu einem empfehlenswerten und vielversprechendem Serienstart. Vaughan ist und bleibt einer der kreativsten und originellsten Autoren des aktuellen amerikanischen Unterhaltungs-Comics.

Die Serie wurde in den USA 2016 mit der Eisner Awards  "Best New Series" und "Best Penciller" ausgezeichnet. Die deutsche Ausgabe erschien soeben bei Cross Cult und ist unser Comic der Woche.

Spiegel Online attestierte den Paper Girls übrigens: "Das erinnert an 'Stranger Things', tappt aber nicht in dessen Retrofalle". Nun in der Tat ist dieser Comic ein Werk der Gegenwart und kein Comic aus den 80ern, und man merkt dies dem Comic auch an. Wieso allerdings Stranger Things in die Retro-Falle tappt, will mir nicht einleuchten. Die Serie ist ebenso empfehlenswert, ev. abgesehen von einer manchmal etwas nervenden, überagierenden Wynona Ryder. Links und assoziative Empfindungen zu den 80ern gehören in solchen Werken numal dazu, das ist ja gerade der Salz in der Suppe. Bitte mehr von diesen "Fallen".

Comic des Jahres 2016

Auch dieses Jahr wurde ich wieder vom Tagesspiegel in die Jury zum Comic des Jahres eingeladen. Der Gewinner ist durch Sieg nach Punkten die Graphic Novel "Madgermanes" von Brigit Weyhe (Avant Verlag).

Madgermanes Graphic Novel

Wir gratulieren! Den kompletten Jahresrückblick der Jury könnt ihr hier auf der Seite des Tagesspiegels nachlesen: Die Jury hat gewählt: Die besten Comics 2016.

Hier die Begründungen für meine persönliche Bestenliste:

Platz 5:
Paco Roca: La Casa
"La Casa" ist eine persönliche und ruhig erzählte Geschichte über den Besuch des Landhauses des verstorbenen Vaters, ein Buch über Erinnerungen und mit vielen gewollten und eventuell auch ungewollten Assoziationen oder, wie der Reprodukt-Verlag treffend beschreibt, "ein Abschiedsgeschenk, eine Art letzter gemeinsamer Spaziergang von Vater und Sohn". Ich muss gestehen, um solche Geschichten mache ich normalerweise einen großen Bogen. Aber Paco Roca schafft es zum einen in seinen Comics immer etwas zu bieten, dass auch nur im Medium Comic funktioniert, und zum anderen ist er in der Lage, solche schwierigen Themen mit unglaublich viel Gespür zu erzählen, dass eben keine Betroffenheitsliteratur daraus wird. Die bewies der spanische Autor bereits mit seinem wunderbaren Comic "Kopf in den Wolken", oder auch mit der Kriegsgeschichte "Die Heimatlosen". Und so ganz nebenbei sieht das alles auch noch fantastisch aus. Kompliment Herr Roca, dies ist wiedermal ein kleines Wunder.

La Casa Graphic Novel

Platz 4:
Matthieu Bonhomme: Der Mann, der Lucky Luke erschoss
Lucky Luke war für mich die Einstiegsdroge in Sachen Comics. Nun würde ich hier nicht unbedingt eines der neueren Lucky-Luke-Alben der Hauptserie zum Comic des Jahres nominieren. Die sind zwar durchaus solide gemacht und von Zeichner Achdé toll gezeichnet, aber einfach zu sehr am Original verhaftet und zu wenig eigenständig. Aber nun haben sich die Verleger etwas getraut, was bei Spirou schon lange Gang und Gebe ist: ein neuer, stilistisch völlig anderer Zeichner durfte eine Lucky-Luke-Geschichte zeichnen. Die Wahl fiel auf Bonhomme, der schon seit Jahren zu einem meiner Lieblingszeichner gehört (unbedingt in seine anderen Werke reinschauen!). Bonhommes Stil liegt irgendwo zwischen Mainstream und Independent. Er ist für mich eine Art Bindeglied zwischen den klassischen frankobelgischen Comics und den jüngeren Comics aus dem Umfeld des Künstlerverlages L'Association. Und er ist Lucky-Luke-Fan und -Kenner, das ist für so eine Hommage enorm wichtig. Und so zieht Bonhomme diesen Lucky Luke einmal ganz anders auf. Mehr Westerndramatik, erwachsener, subtilerer Humor, aber auch mit vielen Referenzen zu den Klassikern. Mit soviel Sorglosigkeit und Inspiration kann man gerne weiterhin mit Klassiker diesen Kalibers umgehen. Mit bestem Gruß an Hergés Erben.

Der Mann der Lucky Luke erschoss Comic

Platz 3:
Fabien Bedouel / Merwan / Maurin Defrance / Fabien Nury: Der Marokkanische Frühling
"Der Marokkanische Frühling" ist ein Abenteuercomic mit zeitgeschichtlichem und politischem Hintergrund. Er spielt zur Zeit des marokkanischen Freiheitskampfes des Emir von Melilla, Mohammed ben Abd el Krim. Die beiden Hauptfiguren überleben den Ersten Weltkrieg, bewegen sich zwischen Business und Idealismus und suchen ihren Platz zwischen den zersplitterten und uneinigen nordafrikanischen Bevölkerungsguppen. Aber keine Sorge, Abenteuercomic bedeutet hier nicht, dass strahlenden Helden alles gelingt. Ganz im Gegenteil, die Figuren werden von der harten Realität mehrfach eingeholt. Der in verschiedenen Rezensionen genannte Vergleich des Comics mit Lawrence von Arabien passt. Grafisch lässt sich ein Einfluss von Hugo Pratt nicht leugnen. Die Bücher sind sehr sprechend koloriert und lassen die historische Geschichte lebendig wirken. Der Comic besteht aus vier Kapiteln, die hierzulande in zwei Bänden erschienen sind. Der Titel wurde mit "Der Marokkanische Frühling" unnötigerweise etwas "Graphic-novelisiert" übersetzt, im Original heißt die Serie, wie ich finde etwas passender, "Blut und Gold". Der deutsche Titel ist sicherlich dem zeitgeschichtlichen Teil des Comics und der Leserschaft, die man damit erreichen möchte, geschuldet. Dies nur am Rande. Es ist einfach erfreulich, dass der Verlag Schreiber & Leser diese Perle der Comickunst gehoben hat.

Der Marokkanische Frühling Comic Graphic Novel

Platz 2:
Fabien Nury / Brüno: Tyler Cross
"Tyler Cross" ist Noir-Krimi und Genre-Kino. Genre-Stoffe sorgen bekanntlich für eine Erwartungshaltung beim Leser, und die wurde zumindest für mich nicht nur erfüllt, sondern übertroffen. Tyler Cross ist ein wortkarger, zynischer und eigentlich auch nur wenig sympathischer Typ, der wie soll es anders sein, mit noch finsteren Typen Probleme bekommt. Kleines Highlight in dem Band ist eine Sequenz, in der man der Geschichte aus Sicht einer Schlange folgt und deren Gedanken mitverfolgen kann. Quentin Tarantino hätte seine Freude and diesem Buch. Mehr möchte ich zum Inhalt gar nicht sagen. Selten wurde eine Genrestück so kerzengerade auf den Punkt gebracht. Dafür sorgen sicherlich auch die Seiten des Zeichners, hier leuchten Mike Mignola, Frank Miller oder auch die Ligne Claire durch. Trotzdem entwickelt Bruno einen völlig eigenen Stil mit teilweise sehr einfachen, klaren und flächig kolorierten Zeichnungen. Insgesamt wirkt jede Seitenkomposition des Comics präzise grafisch angelegt. Ich zitiere mal Deichkind: Leider geil. Im Berliner Avant-Verlag erschien mit "Atar Gul" bereits ein beeindruckendes Werk des Künstlergespanns Bruno/Nuri, auf das ich hier kurz am Rande verweisen möchte, da der Titel in der Flut der Comic-Neuerscheinungen nur wenig beachtet wurde.

Tyler Cross Comic

Platz 1:
Wilfrid Lupano / Grégory Panaccione: Ein Ozean der Liebe
Erzählt wird die Geschichte eines kleines Mannes, seines Zeichens Fischer, der bei dem Versuch, mit seinem ebenso kleinen Schiff Fische zu fangen, in eine Folge von gefährlichen bis aberwitzigen Situationen gerät. Da er Abends nicht nach Hause kommt, macht sich parallel seine Frau auf die Suche nach ihm. Sie kratzt ihr letztes Geld zusammen, kauft ein Ticket für einen Vergnügungskreuzer und folgt ihrem Mann auf diesem Schiff Richtung Kuba über das Meer, was wieder zu einigen herrlichen und absurden, manchmal auch melancholischen Situationen, und auch zu Überschneidungen der beiden Handlungsstränge führt. Es gibt natürlich Fische, Möwen, Unwetter, umweltverpestende Öltanker und vieles mehr. Immer wenn man sich fragt, was denn jetzt noch passieren soll, haben die Autoren noch eine Idee parat. Das Besondere an dieser rund 220 Seiten messenden Graphic Novel ist neben der eigenwilligen Geschichte sicherlich, dass sie keinerlei Text enthält. Der eine oder andere rümpft bei Comics ohne Text erfahrungsgemäß die Nase, aber Comics kann man nicht nur lesen, Comics muss man sehen. Für mich ist dies die hohe Schule des grafischen Erzählens (man möge mir die Phrase verzeihen). Jeder Strich muss hier sitzen, jede Sequenz durchdacht sein, jede Mimik oder Gestik hat Bedeutung und nichts kann zusätzlich mit Worten gerade gebogen oder erklärt werden. Das können nur sehr Wenige. Lewis Trondheim, Thomas Ott, Shaun Tan oder Andy Runton wären hier als Meister des Faches zu nennen. Szenarist Lupano und Zeichner Panaccione schaffen es in diesem Comic mit Bravour und auf tatsächlich hohem Niveau und machen das Werk zu einer Referenz für grafisches Erzählen.

Ein Ozean der Liebe Graphic Novel

Bonus
Es ist ja bald Weihnachten, da möchte ich noch einen Bonustitel ins Spiel bringen. Im Berliner Piredda-Verlag ist dieses Jahr eine aufwändig gestaltete Gesamtausgabe des viktorianischen Krimis "Green Manor" erschienen. Wer frankobelgische Comics mag und sich noch etwas Schönes gönnen möchte, sollte da mal reinsehen. Ein passende und ausführlichere Rezension dazu gibt es hier auf der Seite des Tagesspiegels.

Green Manor Graphic Novel

Der Mann, der Lucky Luke erschoss VZA

Gerade ist das neue Lucky Luke Album erschienen – diesmal eine Hommage aus der Feder des Zeichners Matthieu Bonhomme. Das Besondere daran ist, dass dem Zeichner bei diesem Album mehr Freiheit zur Interpretation gelassen wurde. Im Vergleich zu Achdé, der mehr oder weniger den Stil von Morris adaptiert hat und dessen Alben sich in die Serie grafisch einfügen, hat Bonhomme hier mehr eigenen zeichnerischen wie auch erzählerischen Stil in das Buch gebracht. Das soetwas gut bei klassischen Alben dieses Kalibers, die eine gewisse Erwartungshaltung hervorrufen funktionieren kann, zeigten in der Vergangenheit bereits verschiedene Alben der Spirou Spezial Serie, immerhin sind dort einige der besten Spirous erschienen (zB. von Émile Bravo oder Schwartz & Yann). Nun gibt es diesen Ansatz also auch bei Lucky Luke. Der neue Band wird regulär im August in die Läden kommen. Wir haben jetzt einige wenige Exemplare der Vorzugsausgabe erhalten, die für das Comicfestival in Erlangen produziert wurden, und die wir ab sofort anbieten.

Der Mann, der Lucky Luke erschoss Cover der Vorzugsausgabe

Cover der Vorzugsausgabe

Die Vorzugsausgabe hat im Vergleich zur dt. Standardausgabe ein anderes Cover, 8 Seiten mehr mit schönen Skizzen, ist komplett in s/w gehalten (Tusche), von Bonhomme signiert und auf 444 Exemplare limitiert und durchnummeriert. Preis: 49.- EUR

Der Mann, der Lucky Luke erschoss Innenansicht der Vorzugsausgabe

Innenansicht der Vorzugsausgabe

Seid schneller als Euer Schatten: Selbstabholer können das Album gerne bei uns reservieren:

Der Mann, der Lucky Luke erschoss bei uns reservieren

Solange der Vorrat reicht. Versand auf Anfrage.

Manifest Destiny

Die Gruppe um den Forschergeist Captain Lewis und den autoritären Captain Clark, bestehend aus Soldaten und finsteren Verbrechern, denen man Belohnung und Begnadigung versprochen hat, macht sich in Manifest Destiny zu Beginn des 19. Jahrhunderts zur Entdeckung unbekannter Landstriche Nordamerikas auf.

Dabei treffen sie auf unheimliche Wesen mit Anleihen an die griechische Mythologie und feindlich gesinnte Pflanzenzombies. Aber die Gefahr lauert auch in den eigenen Reihen …

Mansifest Destiny Band 1 Comic

Erschienen ist die Geschichte im Original bei Robert "The Walking Dead" Kirkmans Label Skybound, und sie erweist dem Label alle Ehre. Die deutsche Ausgabe wurde nun sehr passend bei Cross Cult aufgelegt. Die Verlegung der Grundidee aus Arthur Conan Doyles Vergessene Welt in ein Western-Setting, vermischt mit Horrorelementen inkl. punktuell eingebauten Splatterszenen macht einen Heidenspaß. Apropos Splatter, im Gegensatz beispielweise zu Crossed, das nur aus einer Aneinanderreihung von möglichst krassen Szenen mit Tabubrüchen besteht, gibt es hier auch eine spannende Story und ein Gespür für erzählerische Balance. Wer originelle und abgedrehte, mit Genres spielende Geschichten wie Hauteville House, Chew, Half Past Danger oder auch Klassiker wie o.g. Vergessene Welt mag, sollte unbedingt mal reinlesen.

Band 2 mit dem verheissungsvollen Untertitel "Insecta & Amphibia" :) erscheint im April.

Manifest Destiny, Band 1 – Flora & Fauna
von Chris Dingess, Matthew Roberts, Owen Gieni
Cross Cult
Hardcover, 144 Seiten, farbig, 20.- EUR

Interview: José Luis Munuera

Das Jahr startet gleich gut durch. Der vierte Band der Serie Zauber ist da!

Zauber 4 - Coverausschnitt

Zeichner Munuera und Autor Dufaux haben hier eine virtuose Mischung aus Shakespeare und Märchen für Erwachsene geschaffen, ein wunderschönes, unvorhersehbares, manchmal auch grausames Intrigenspiel mit umgepolten Klischees. Nun ist der vierte und zugleich letzte Band der hervorragenden Serie erschienen. It's magic – der Titel hält, was er verspricht. Aus diesem Anlaß gibt es hier heute ein Interview mit dem sympathischen spanischen Zeichner José Luis Munuera, welches vor einiger Zeit bereits im gedruckten TockTock-Magazin der Egmont-Comic-Collection erschien, und nun hier auch mit freundlicher Genehmigung des Verlages veröffentlicht werden darf. Im Anschluß geben wir noch einen Überblick über verfügbare deutschsprachige Veröffentlichungen des Zeichners.

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Bestseller 2015

2015 war mal wieder ein gutes Comicjahr. :) So richtige Bestseller gab es dieses Jahr nur wenige, aber dafür gab es sehr viele Titel im Mittelfeld, die gut liefen. Die Verkäufe teilen sich bei so vielen Neuerscheinungen, wie wir sie z.Z. erleben eben auf die Vielzahl der Titel auf. Aber ein paar richtige Peaks gab es trotzdem  Hier kommt unsere Bestsellerliste!

1. Asterix – Der Papyrus des Cäsar – Egmont
Das ist jetzt keine Überraschung – ich habe gelesen, die Startauflage beträgt über 1 Mio. Die Nachfrage war bei uns noch größer als bei Asterix bei den Pikten, offenbar sind Conrad und Ferri als Team gut eingeschlagen.

2. Die alten Knacker #1 – Splitter
Die etwas andere Coming-of-Age-Geschichte. Eine der schönsten Serien des Jahres von einem meiner Lieblingsautoren – zu einem noch nicht überstrapazierten Thema.

3. Orbital 3.2- Splitter
State of the Art – Science Fiction. Die Serie ist hier ein Long- und Bestseller über Jahre. Wir haben zu dem Band ein Ex Libris Edition erstellt, ein paar wenige Exemplare sind noch vorrätig.

4. Der Araber von morgen –  Eine Kindheit im Nahen Osten (1978-1984) – Knaus
Der Feuilleton-Liebling schlägt sich natürlich auch in Verkaufszahlen nieder.

5. Holmes 1 – Jacoby & Stuart
Für mich einer der best-gezeichnetesten Comics der letzten Jahre und Band 3 stellvertretend für die Serie einer der besten Comics des Jahres.

6. Der alltägliche Kampf – Reprodukt
Einer meiner Lieblings-Graphic Novels und ein moderner Klassiker. Zurecht wieder einmal bzw. immer noch unter den Bestsellern, obwohl der Titel schon einige Jahre auf dem Markt ist.

Außerdem möchte ich noch einige Serien erwähnen und würdigen, die in Summe dieses Jahr überdurchschnittlich gut liefen. Berücksichtigt habe ich bei der Bewertung auch, ob einen gewisse Kontinuität in den Verkäufen vorliegt, d.h. ob Folgebände auch ähnlich gut liefen, wie z.B. Band 1. Daraus läßt sich ableiten, ob eine Serie beim Publikum gut ankam – oder eher nicht. Auf ein Ranking möchte ich verzichten.

Zunächst wären da die ungebrochenen Carlsen-Klassiker wie Tim und Struppi, Spirou und Blake und Mortimer, die mal wieder gut ankamen (bei letzteren beiden Serien liefen die neuen Alben besonders gut).  Dann freue ich mich vermelden zu können, dass wir mit den Serien Marsupilami und Pauls fantastische Abenteuer (Carlsen) richtig viele jüngere Leser erreicht haben. Das gleiche gilt auch für Ariol (Reprodukt), Avatar und den neuen Peanuts (Cross Cult). Sehr gut lief auch wieder Monster Allergy von Dani Books, hier wäre wirklich wichtig, dass die lange angekündigten Fortsetzungen erscheinen.

Erwachsene Leser griffen dieses Jahr beonders zu den Serien Saga, The Walking Dead (Cross Cult), Orbital und Aslak (Splitter, letzteres sicherlich auch aufgrund unser Lesempfehlung für diese hervorragende Serie) und Ralph Azham (Reprodukt). Gut eingeschlagen ist auch das Debut der Serie Crissis Tagebücher von Popcom.

Euch allen einen guten Rutsch und ein schönes neues Jahr!

PS: Bilder reiche ich aus technischen Gründen später nach.

Into the Wild

Gerade habe ich den ganz frisch erschienenen ersten Band der Gesamtausgabe von Buddy Longway gelesen. Ich hätte fast vergessen, wie gut dieser Comic ist. Der vorliegende erste Band der Gesamtausgabe enthält vier Geschichten, sowie umfangreiches Bonusmaterial, darunter sind z.B. interessante Texte von Greg und Cosey. Vermutlich wird die von 1974 bis 2006 entstandene und 20 Alben umfassende Serie nun auf 5 Sammelbände aufgeteilt.

Buddy Longway

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Neue Graphic Novels im September

Folgende Graphic Novels sind gerade bei uns eingetroffen:

Éloi

Éloi Graphic Novel

1842: Die französische Fregatte La Renommée verlässt Neukaledonien, um nach Frankreich zu­rückzukehren. An Bord befinden sich der Natur­forscher Pierre Delaunay und ein junger Kanake namens Éloi, das Objekt seiner Forschung.

Die geschlossene, abgeschottete Welt des Schif­fes bildet ein Laboratorium des 19. Jahrhunderts: Die unterprivilegierte Besatzung, Christentum, Positivismus, aber auch aristokratische Tradi­tionen und maritime Verhaltensregeln prallen aufeinander. In hitzigen Debatten wird über den richtigen Umgang mit dem "Naturmenschen" Éloi diskutiert. Die Anschaungen des Naturforschers, des Priesters, der Offiziere und nicht zuletzt der Besatzung stehen sich mehr und mehr konträr gegenüber …

Die Anwesenheit "des Wilden" und die daraus resultierenden Spannungen verschärfen sich zunehmend und münden schließlich in Gewalt. Einzig der Bootsmann Gueltaz erweist sich als ein aufrichtiger Freund Élois.

Die beiden bretonischen Autoren Younn Locard und Florent Grouazel erwecken mit ihrem Graphic-Novel- Debüt eine historische Epoche zum Leben und destillieren daraus eine packende Geschichte über Rassismus, Xenophobie und Ethnozentrismus. Ein aktuelles Thema mit einer gehöri­gen Brise Meeresluft.

Éloi
von Younn Locard und Florent Grouazel
Avant
Hardcover, 224 Seiten, Duotone, 29.95 EUR

 

Ich bin Fagin

Ich bin Fagin Graphic Novel

Moses Fagin, der "Jude" aus Oliver Twist, sitzt im Gefängnis und wartet auf seine Hinrichtung. Empört darüber, wie Charles Dickens ihn in seinem Buch dargestellt hat, erzählt er ihm seine Lebensgeschichte.

Als Sohn böhmischer Immigranten wuchs er in den Slums von London auf. Sein Vater brachte ihm bei, wie man sich mit krummen Geschäften und Betrügereien durchschlägt. Als Fagins Eltern starben, nahm ihn der wohlhabende Geschäftsmann Eleazer Salomon als Diener auf. Bei ihm lernte Moses eine andere Seite jüdischen Lebens kennen. Doch auch in der Oberschicht musste er gegen Vorbehalte und Diskriminierung ankämpfen.

Comic-Altmeister Will Eisner macht Fagin in seiner Graphic Novel zur Hauptfigur und entwirft dessen Lebensgeschichte vor dem Hintergrund des viktorianischen Zeitalters. Fagin wird dadurch zu einem mehrdimensionalen Charakter, der mit Oliver-Twist-Autor Charles Dickens streitet und ihn mit dem Problem des Antisemitismus in der Literatur konfrontiert.

"Will Eisner ist es zu verdanken, dass der Comic Grips bekommen hat." – Alan Moore

"Ich bin Fagin ist ein Meisterwerk der Literaturkritik in Form eines Comics." – Cory Doctorow

Ich bin Fagin – Die unerzählte Geschichte aus Oliver Twist
von Will Eisner
Egmont Graphic Novel
Hardcover, 144 Seiten, zweifarbig, 19.99 EUR

 

Wie zerknülltes Papier

Wie zerknülltes Papier Graphic Novel

Javi ist 16 Jahre alt, hat die Schule abgebro­chen und ist jetzt eine Art bezahlter Auftrags­rowdy, der verschiedene Jobs für Schüler erledigt: Racheakte, Wiederbeschaffung gestohlener Handys, gebrochene Nasen und was sonst noch gebraucht wird. Eines Tages erhält er auf einer Party einen etwas anderen Auftrag, und die Sache geht schief …

Zur gleichen Zeit kommt Jorge in die Stadt und fängt an, für eine Industrieschreinerei zu arbeiten. Sein Kollege Arturo versucht vergeblich, sich mit ihm anzufreunden. Jor­ge ist ein mysteriöser Mensch, traurig und schweigsam, der eine große Schuld mit sich herumzutragen scheint. Den Ursprung dieses Schuldgefühls kennt nur er, und er muss damit leben.

Für sein Debütalbum erhielt Nadar den Publikumspreis des Comic-Salons in Barcelona 2014.

"Es ist das Theater des Lebens und des Todes, das alte Schauspiel mit den klassischen Dar­stellern, bei dem jeder Mann und jede Frau eine Maske trägt, die früher oder später fallen muss."
(Alfonso Zapico, Autor von James Joyce: Port­rät eines Dubliners)

Wie zerknülltes Papier
von Nadar
Avant
Softcover, 400 Seiten, s/w, 24.95 EUR

 

Sophie Scholl

Sophie Scholl Graphic Novel

Eine junge Frau die durch ihren mutigen Kampf berühmt wurde – Sophie Scholl. Zu einer Zeit als Deutschland scheinbar fest in der Hand des Nationalsozialismus war, verteilte sie mit der Weißen Rose Flugblätter gegen Terror und Faschismus. Doch während Sophie Scholl als überzeugte Pazifistin gegen Diktatur und für Gerechtigkeit kämpfte, machte ihr vier Jahre älterer Freund Fritz Hartnagel Karriere als Offizier der Deutschen Wehrmacht. Der Briefwechsel der beiden gibt einen neuen Einblick in das Leben und Denken Sophie Scholls und bildet die Grundlage dieser Comic-Biografie. Die feinen und detaillierten Zeichnungen von Ingrid Sabisch lassen die Zeit und die starken Charaktere lebendig werden.

Sophie Scholl
von Heiner Lünstedt und Ingrid Sabisch
Knesebeck
Hardcover, 56 Seiten, farbig, 19.95 EUR

 

Der Fluch der Spindel

Der Fluch der Spindel Graphic Novel

Neil Gaiman und Illustrator Chris Riddell verweben zwei Märchen in der Art von Schneewittchen und Dornröschen miteinander und statten sie mit einer spannenden Handlung voll dunkler Magie aus:

Am Vorabend ihrer Hochzeit macht sich eine junge Königin auf, eine Prinzessin von einem Fluch zu erlösen. Sie tauscht ihre feine Hochzeitsrobe gegen Kettenhemd und Schwert und folgt ihrem Zwergen-Hofstaat zu dem in Schlaf gefallenen Königreich. Doch die Prinzessin, die gerettet werden muss, ist nicht, was sie zu sein scheint …

Prächtig illustriert mit Metallic-Druckfarbe und voll schwarzem Humor – das spektakuläre neue Meisterwerk von Neil Gaiman!

Der Fluch der Spindel
von Neil Gaiman und Chris Riddell
Knesebeck
Hardcover mit Schutzumschlag, 72 Seiten, zweifarbig, 16.95 EUR

(Pressetexte)

Asterix ltd: Der Papyrus des Cäsar

Am 22. Oktober erscheint der neue Asterix-Band Der Papyrus des Cäsar. Gezeichnet und geschrieben wird auch dieses Album wieder vom Team Didier Conrad und Jean-Yves Ferri.

Neben der regulären Kioskausgabe in Softcover, und der gebundenen Ausgabe in Hardcover werden diesmal zwei besondere Editionen erscheinen:

Asterix 36 Luxusedition, limitiert auf 999 Exemplare
enthält den Comic selbst, ein umfangreiches Making-of, sowie die Original-Bleistiftzeichnungen
Hardcover, 128 Seiten, in Leinen gebunden Coffetable-Book im Überformat 26,8 x 37,2cm, mit Spotlack, Preis: 49.99 EUR

Asterix Luxusedition bei uns reservieren

Der Band erscheint zum 05.11.2015.

 

Asterix 36 Artbook, limitiert auf 499 Exemplare
enthält die schwarz/weiß-Ausgabe des nagelneuen Asterixbandes Nr. 36 "Der Papyrus des Cäsar" in einer hochwertigen Box, mit  Illustrationen und Skizzen, sowie 5 Kunstdrucke (ein Druck signiert von Didier Conrad, 1 Druck signiert von Jean-Yves Ferri, ein Druck auf echtem Papyrus). Preis: 199.00 EUR

Der Band erscheint zum 22.10.2015.

Asterix Artbook bei uns reservieren


Leider gibt es kein offizielles Bildmaterial, das ich hier posten darf. Einen vagen Blick auf das franz. Pendant zu diesem Artbook könnt Ihr unter diesem Link erlangen.

Bei Interesse möchte ich aufgrund der harten Limitierung eine Vorbestellung im Laden, per Email oder Fon empfehlen.


Die Standardausgaben in Softcover (6.50 EUR) und Hardcover (12.00 EUR) werden wir selbstverständlich zum 22. Oktober im Laden haben.

Psychocandy

Ob im Film, in der Literatur oder im Comic – Genre-Werke sind in Deutschland dünn gesät, manche Leute sprechen sogar von einer Unterbelichtung. Im Comicbereich haben wir zwar seit einigen Jahren einen Zuwachs bei den Graphic Novels, und es gibt auch ein breites Angebot an Cartoon und Klamauk, aber so richtig fesselnde und eigenständige Genre-Stoffe, z.B. aus der Science Fiction finden sich selten. Da ist es besonders schön, wenn ein deutscher Zeichner einen solchen Comic macht, der auf internationalem Niveau mithalten kann. Gerade ist mit Drifter, Band 1 – Crash ein Exemplar dieser Art entstanden. Bezeichnenderweise erschien der Comic zuerst bei Image Comics, dem HBO der Comicverlage in den USA. Die deutsche Ausgabe gibt es nun im Cross Cult-Verlag.

Drifter Cover der Vorzugausgabe

Drifter , Band 1 – Crash, Cover der Vorzugsausgabe

Gezeichnet wurde der Comic von dem deutschen Zeichner Nic Klein, geschrieben von dem Amerikaner Ivan Brandon. Die Künstler waren vorher vorrangig bei Marvel, DC und Image tätig. Hier lassen sie jedoch ein Werk entstehen, das durch Einflüsse des europäischen Comics und Films glänzt.

In Drifter geht es um einen anfangs namenlosen Raumfahrer, der auf einem Planeten bruchlandet, mehrere beinahe tödliche Ereignisse überlebt, und sich dann in der Seltsamkeit eines äußert fremdartigen Planeten zurechtfinden muss. Auf dem Planeten leben verschieden Spezies, allerdings existiert keine große Zivilisation oder fortgeschrittene Gesellschaft, es mutet eher an wie ein Ort irgendwo im Nirgendwo, an den man nicht unbedingt freiwillig verweilt. Die Autoren vermischen hier Stilelemente aus Western und postapokalyptischen Werken. Wie in einem Comic von Moebius oder in einem Film von Sergio Leone wirkt die Handlung dabei sehr aufgesetzt und künstlich, was im Vergleich zu Moebius trotz des viel realistischer wirkenden Zeichenstils (Eye Candy!) eine ebenso psychedelische Stimmung erzeugt.

Drifter 1 Beispielseite

Eye Candy – Beispielseite aus Drifter, Band 1

Überhaupt setzt der Comic statt auf Identifikationsfiguren eher auf die Sogwirkung der Seltsamkeit und Fremdartigkeit. Über Hintergründe, Vorgeschichten und Motivationen der einzelnen Protagonisten wird der Leser im Ungewissen gelassen. Dazu kommen einige erzählerische Kniffe in der Geschichte, die die Band zu einem Pageturner werden lassen, wie zB. ein kleines Zeitparadoxon. Es ist bei diesem Buch so, dass man einige Seiten benötigt, mit der Geschichte warm zu werden, dann mit fortlaufender Story immer mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet werden. Nicht treffender hätte der Satz auf dem letzten Cliffhängerpanel auf Seite 92 zum Abschluss von Kapitel 4 lauten können "es gibt immer mehr, das ich nicht weiss". Das macht ungemein neugierig. Und verdammt, nun müssen wir eine ganze Weile auf Band 2 warten…

Ein kleines Easteregg habe ich noch gefunden (wer sich überraschen lassen möchte, sollte diesen Absatz überspringen): in einem Panel zum Ende der Geschichte sieht man Grabsteine u.a. mit den Namen Giraud (Moebius) und Hernandez, offenkundig ein Link zu den Vorbildern der Künstler, und – jetzt kommt es – eine Anspielung an den Film Ein Fremder ohne Namen. Dieser Film entstand 1973 und wurde als US-Spielfilm im Stil der Italowestern gedreht. In einer Filmszene sieht man Grabsteine mit den Inschriften "Sergio Leone" (Für eine Handvoll Dollar etc.) und "Don Siegel" (Dirty Harry), einen Verbeugung Eastwoods vor den großen Regisseuren, die ihn maßgeblich beeinflusst und an die Spitze gebracht haben. Dieser Film hieß – jetzt schließt sich der Kreis – High Plains Drifter.
 
Hervorheben möchte ich in diesem Comic neben den Zeichnungen und der dichten Atmosphäre auch die Sprache, denn die Dialoge und for allem die stylischen Noirtexte aus dem Off sind allesamt geschliffen und durchdacht, und auch die zusammenfassenden "Was bisher geschah…"-Prologe zu jedem Kapitel, überzeugen durch eine geradezu vorbildliche Wortwahl und sprachliche Gewandheit. Ich finde das enorm wichtig. Hier unterstützt jede Formulierung die Atmosphäre der Geschichte.  

Als Bonusmaterial enthält der Band eine Covergalerie, sowie ein Interview mit Nic Klein, in dem der Künstler u.a. über seinen Werdegang und seine europäischen Einflüsse spricht.

Ein tolles Werk für die Seelen der Fans anspruchsvoller Science Fiction. Just like honey.

Drifter, Band 1 – Crash
von Nic Klein und Ivan Brandon
Cross Cult
Hardcover, 138 Seiten, in Farbe, 25.00 EUR (Albumformat)