Eine Studie in Smaragdgrün

Neil Gaiman werden wahrscheinlich die meisten von euch kennen. Mit der Serie Sandman schuf er einen der Comicklassiker der 90er Jahre. Ich bin ehrlich: Gaiman ist ein großartiger Autor, nur mit der Auswahl seiner Zeichner bin ich oft nicht so ganz einverstanden. Beispielsweise befürchte ich, dass die Coverartworks von Dave Mckean (so 80er Jahre Kollagen) bei längerer Betrachtung zu Augenkrebs führen können. Und bei Bill Sienkiewicz muss ich immer an so unangenehme Kunstausstellungen denken, und bekomme direkt ein flaues Gefühl im Magen. Okay, Geschmackssache, viele meiner Freunde sehen es anders. Alles okay. Aber es GEHT auch anders!

Der kleine Dantes Verlag hat sich aufgemacht, und hebt einige bislang nicht gehobene Comicschätze. Neben der Reihe „Usagi Yojimbo“, die meiner Meinung nach für eines der drei besten Comicuniversen steht, erscheinen dort auch immer wieder schöne Einzelbände. Z.B. eben auch der Band „Eine Studie in Smaragdgrün“ in der Reihe der „Neil Gaiman Bibliothek“.

Smaragdgrün? Nicht Scharlachrot, wie einst bei Arthur Conan Doyle? Nein, aber natürlich ist das eine Anspielung auf die berühmte Sherlock Holmes Geschichte. Wobei Gaiman in der Erzählung sonst eher auf Understatement setzt. Namen fallen da keine, aber da ist dieser Typ, der in der Baker Street wohnt, und der einen Arzt als Freund hat …

Gaiman verbindet eine klassische Sherlock Holmes Geschichte mit einem übernatürlichen Element, wie es in einem Werk von H. P. Lovecraft vorkommen könnte. Viel mehr möchte ich zu der Handlung auch nicht verraten. Nur noch ein Hinweis: der Band enthält ein lesenswertes Nachwort, unbedingt lesen!

An der Stelle möchte ich kurz ein Wort zu H. P. Lovecraft verlieren. Die Veröffentlichung seiner Briefe haben dazu geführt, dass einige Leser ihn für einen Rassisten halten. Also zum einen denke ich, H.P.Lovecraft hat bis auf wenige Ausnahmen einfach alle Menschen gehasst, zum anderen sollte man immer auch Werk und Künstler voneinander trennen. Und man sollte sich mit moralischer Überheblichkeit ein wenig zurückhalten, und immer auch die Zeit im Blick haben, in der diese Werke entstanden. Kontext. Lovecraft mag in der Hinsicht ein Arschloch gewesen sein, aber er hat auch ein Subgenre der Horrorliteratur praktisch erfunden, und seine Werke haben Vorbildwirkung bis in die heutige Zeit.

Um den Bogen kurz zurück zum Beginn dieses Artikels spannen: Neil Gaimans Teamup mit Rafael Albuquerque und Dave Stewart führt nicht nur erzählerisch, sondern auch visuell zu einem wirklich tollen Comic. Eine echte Perle!

Eine Studie in Smaragdgrün, Hardcover, Dantes Verlag 92 Seiten in Farbe, 22.00 Eur