Cori, der Schiffsjunge

Fans klassischer frankobelgischer Comics aufgepaßt:

Der französische Verlag BD Must veröffentlicht im November eine deutschsprachige Gesamtausgabe von Cori, der Schiffsjunge, aus der Feder von Bob De Moor. Bob De Moor war, wie auch der Künstler Roger Leloup (dessen Serie "Yoko Tsuno", Carlsen, immer bei uns verfügbar ist) Mitarbeiter im Studio Hergé und damit maßgeblich an den Arbeiten an Tim und Struppi beteiligt.

Ausführliche Informationen zu der Ausgabe findet Ihr bei CRON.

Die Gesamtausgabe in 5 Alben kostet 99 EUR. Wir veranstalten hier eine Sammelbestellung, wer möchte kann die Ausgabe über uns bestellen (wir verdienen da übrigens nichts dran, unser Einkaufspreis beträgt auch 99 EUR, wir reichen die Ausgabe als Service für Liebhaber und Stammkunden gerne an Euch durch).

Die Ausgabe ist auf nur 500 Exemplare limitiert, ich gehe davon aus, dass die Comics sehr kurzfristig vergriffen sind. Bitte teilt uns bis zum 16. August mit, ob Ihr einen Satz der Alben über uns beziehen  möchtet.

Cori, der Schiffsjunge vormerken

Das Foto zeigt ein Brüsseler Wallpainting mit Motiv aus dem Comic, welches ich letztes Jahr fotografiert habe. Siehe auch Blogeintrag Brüsseler Wallpaintings

Saga

Saga Comic Band 1

In den einschlägigen Foren wurde der Titel bereits als Publikumsliebling gehandelt, in San Diego hat die Serie von "Lost" (TV Serie, immerhin das bislang größte Kunstwerk des 21. Jahrhunderts) und "Y – The Last Man"-Autor Brian K. Vaughan und Zeichnerin Fiona Staples dazu noch gleich drei Eisner Awards, den Oscar der Comicbranche abgeräumt:

Will Eisner Comi Award Logo– Best Continuing Series

– Best New Series

– Best Writer

Nun ist Saga endlich auch auf Deutsch verfügbar! Cross Cult hat dem Comic eine schöne Hardcoverausgabe spendiert (übrigens in ca. US Größe, und nicht in dem kleineren A5-Cross Cult-Format), neben der die amerikanische Paperback-Ausgabe ziemlich blass aussieht. Für einen dreifachen Preisträger und einem Liebling des Publikums und der Kritik ist das einfach mal adäquat. Aber auf den Inhalt kommt es natürlich an:

 

"In SAGA geht es um die frischgebackenen Eltern Alana und Marko, die mit ihrer neugeborenen Tochter dem jahrzehntewährenden Krieg entkommen wollen, von dem der Rest der Galaxis besessen zu sein scheint. Beide stammen von verschiedenen Spezies ab und sind Soldaten der jeweils gegnerischen Fraktion und doch kämpfen die zwei Liebenden mit allem was sie haben gegen das System und für das Überleben ihrer Tochter, die den politischen Führern beider Seiten ein Dorn im Auge ist."

– Infotext Cross Cult

 

Saga 1
von Brian K. Vaughan, Fiona Staples
Cross Cult
Hardcover, 160 Seiten, US-Format, farbig, 22.00 EUR
ab 16 Jahre

Tatort Tahiti 1914

Während der Zweite Weltkrieg in den verschiedenen Medien nahezu umfassend behandelt wird, gibt es für den im Schatten seines Nachfolgers stehenden Ersten Weltkrieg viel weniger mediale Aufmerksamkeit. Eine Ausnahme im Comic bilden da beispielsweise einige preisgekrönte Werke des französischen Künstlers Tardi ("Der Grabenkrieg", "Elender Krieg 1914-1915-1916", "Elender Krieg 1917-1918-1919", erschienen bei Edition Moderne), die den Krieg sehr realistisch darstellen.

Nun ist gerade der Abschlußband einer zweiteiligen Comicgeschichte erschienen, die sich einem eher unbekannten Zwischenfall, einem Nebenschauplatz des Ersten Weltkrieges widmet: Tatort Tahiti 1914

Tatort Tahiti 1914 Comic Cover Band 2

Cover des zweiten Bandes, Quelle: Splitter

Am 22. September 1914 wird die pazifische Insel Tahiti von den beiden deutsche Kreuzern Scharnhorst und Gneisenau angegriffen. Verteidigt wird die Insel von Maxime Destremau, der die wenigen Soldaten auf der Insel und das französische Schiff Zélée befehligt. Neben den historisch begründeten Teil der Geschichte enthält der Comic auch eine Kriminalgeschichte. Vor dem Hintergrund des Krieges werden zwei ermordete Tahitianerinnen gefunden. Kurz vor dem Angriff kommt zudem Simon Combaud auf die Insel, um ein 15 Jahre altes Verbrechen aufzuklären… Eine weitere Rolle spielt der französische Maler Octave Morillot.

Nun ist dieser Comic allerdings eigentlich keine raffiniert ausgeklügelte Kriminalgeschichte, und es ist ist auch kein konventioneller Antikriegscomic (und natürlich schon gar kein Kriegscomic). Die Stärke des Comics liegt woanders. Auch wenn der Vergleich gewaltig hinkt, so ist der Ansatz des Comics doch ein klein wenig ähnlich mit dem des Films "Der schmale Grat" (The Thin Red Line, 1998), in dem visuell und poetisch mit dem Kontrast zwischen Schönheit der Natur und der Gräuel des Krieges gespielt wird. Der Comic ist ein mehrschichtiges Gemälde Tahitis, einem Paradies, das von der westlichen Welt gestört wird. Da sind zum einen die Europäer, die es sich im Kolonialstil auf der Insel gemütlich gemacht haben, die die Freizügigkeit der Tahitianerinnen gerne beanspruchen, aber ansonsten der Insel eher ihre eigene Kultur überstülpen.

Tatort Tahiti 1914 Comic Paradies

Paradies. Beispielseite aus Band 1, Quelle: Leseprobe Splitter

Und zum anderen sind da mit den deutschen Kreuzern neue Eindringlinge. Einmal mehr wird die Sinnlosigkeit und die Unnatürlichkeit des Krieges vorgeführt, aber ohne dass da analysiert wird oder Motivationen zu erklären versucht werden. Der Comic geht dabei eher einen visuellen Weg und zeigt überwiegend schöne Bilder Tahitis  die dem Kriegsgeschehen etwas Mächtiges entgegensetzen. Er kontrastiert dabei den Krieg und die Verbrechen auf der Insel mit der Schönheit der paradiesisch anmutenden Insel. Das ist schon eher ungewöhnlich, erwarten würde man hier heutzutage wohl eher eine Geschichte mit überwiegend drastischer und expliziter Kriegsdarstellung. Aber gerade diese unerwartete Herangehensweise macht am Ende den Reiz des Comics aus.

Tatort Tahiti 1914 Comic Hölle

Krieg. Beispielseite aus Band 2, Quelle: Leseprobe Splitter

Dafür sorgen auch der tolle Zeichenstil von Sébastien Morice, der die Stimmung in klassischem Stil gekonnt einfängt, sowie die tagebuchähnlichen Einträge innerhalb der Geschichte. Es ist eben nur ein schmaler Grat zwischen Vernunft und Wahnsinn.

Abgerundet werden die Bände durch redaktionelles Material mit Fakten zu den wahren Begebenheiten und auch zu Entstehung des Comics, das man auch im Zusammenang mit der eigentlichen Geschichte lesen sollte.

Tatort Tahiti 1914
Buch 1: Roter Strand
Buch 2: Blauer Horizont

jeweils:
von Didier Quella-Guyot und Sébastien Morice
Splitter-Verlag
Hardcover, 72 (T.1) und 56 (T.2) Seiten, farbig, 14.80 EUR

Das Gedächtnis des Meeres

Da hat der Salleck-Verlag (der Verlag mit der sympathischen, stilistisch und inhaltlich chaotischsten Mischung an Comics, die man sich vorstellen kann) mal wieder eine kleine Perle gehoben: Das Gedächtnis des Meeres – eine in schönen Pastellzeichnungen gezeichnete und ruhig erzählte, subtile Schauergeschichte alter Mystery-Schule.

Das Gedächntnis des Meeres Beispielpanel aus dem Comic

Ein neues Leben beginnt für Marion, als sie mit ihrer Mutter in das Haus am Meer der Großeltern einzieht, das sie geerbt hat. Eine tolle Aussicht und ein Privatstrand lassen das neue Zuhause wie ein himmlisches Urlaubsparadies erscheinen. Aber Felsen mit seltsamen, darauf eingehauenen Figuren, ein Leuchtturmwärter mit einem üblen Ruf und alte Dorflegenden scheinen darauf hinzuweisen, dass Himmel und Hölle nicht weit voneinander entfernt sind…

Pressetext Salleck Publications

Das Gedächntis des Meeres Comic CoverDie ursprünglich in zwei Alben produzierte Geschichte erscheint hier in einer Gesamtausgabe. Die Geschichte in dem vorliegenden Band ist abgeschlossen, lässt aber auch Raum für eine Fortsetzung. Stilistisch bewegt sich der Band zwischen französischen Independent-Comic (ja ich weiss, das ist eigentlich kein Stil, aber Ihr wisst schon was ich meine) und einem Miyazaki-Film. Das ist sehr schön anzusehen (und ist im Innenteil des Buches auch etwas anders und analoger, handgemachter als die Coverillustration).

Das Gedächntnis des Meeres Beispielpanel aus dem Comic

Ein kleiner Kritikpunkt ist, dass im Mittelteil ein Teil der Vorgeschichte in Dialogen erzählt wird. Gezeichnet werden da nur die Protagonisten, die spazieren gehen. Die Story wird in den Textblasen erzählt. So etwas kann man natürlich auch in Rückblenden erzählen und vor allem zeichnen (dann wäre die Geschichte aber wohl mindestens ein Dreiteiler geworden). Das es im Comic auch besser, und grafisch erzählend funktioniert beweist jedoch der Rest des Bandes vorbildlich. Eine hervorragende und lesenswerte Lektüre, z.B. für den Urlaub am Meer, auf der Parkbank, auf dem Balkon, oder (noch besser) bei einem Stromausfall um Mitternacht.

Eine Leseprobe zu dem schönen Band findet Ihr unter diesem Link.

 

Das Gedächtnis des Meeres – Gesamtausgabe 1
von Mathieu Reynès, Valérie Vernay
Salleck Publications
Hardcover, 104 Seiten, farbig, 20.00 EUR

Bildquelle: Salleck Publications

Transformers vs. Godzilla!?

Morgen läuft nun das neueste Actionspektakel "Pacific Rim" (Regie: Guillermo del Toro) in den deutschen Kinos an.

Ehrlich gesagt dachte ich zuerst, was das denn um Himmelswillen nun noch soll. Inzwischen habe ich, nachdem ich schon viel aus dem Film gesehen und darüber gelesen habe, meine Meinung geändert, und freue mich schon auf auf das visuelle Edeltrash-Spektakel in voller Länge.

Wie sich dieses Werk von den üblichen 08/15 Weltuntergangsfilmen unterscheidet, könnt Ihr hier zB. in dieser Rezension auf Spiegel-Online nachlesen. Sehr treffend übrigens einer der Kommentare zu dem Artikel, der den Film als einen Mix aus "Cthulhu" (dem Mythos aus den Werken des Schriftstellers H.P. Lovecraft) und "Neon Genesis Evangelion" (einer erfolgreichen Manga- und Anime-Serie) beschreibt.

Fanartikel: Wie inzwischen fast üblich gibt es auch einen Comic als Vorgeschichte zum Kinofilm. Diesmal nicht als Countdown betitelt, sondern mit dem Untertitel "Geschichten aus dem Jahr Null" als Vorgeschichte zum Movie ausgewiesen.

Pacific Rim Comic Prequel

"Dieser Comicband zeichnet die Jahre vor der Handlung des Films auf – Zeitzeugen berichten von der größten Bedrohung, der die Menschheit je gegenüber stand: Einem schrecklichen Angriff aus den Tiefen des Pazifiks. Der Kampf gegen die Kaiju, gigantische Monster, die durch einen dimensionalen Riss zur Erde gelangen, hat begonnen! Geschrieben vom Drehbuchautor des Films, Travis Beacham, und präsentiert von Kult-Regisseur Guillermo del Toro (Hellboy)."

Pressetext Cross Cult

Pacific Rim
von Guillermo del Toro, Mark McKenna, Sean Chen, Travis Beacham, Yvel Guichet
Cross Cult
Softcover, 112 Seiten, farbig, 14.80 EUR

Das verlorene Gewinnspiel

Da haben wir gestern in dem Jubel-Trubel doch glatt das angekündigte Gewinnspiel vergessen. Aber das kann man ja nachholen. Here we go!

Auf den folgenden 4 Bildern sind diverse Comicfiguren abgebildet. Erkennt so viele Figuren wie möglich, schreibt die Namen auf einen Zettel oder in eine Email und lasst uns die Liste bis zum 01.08.2013 zukommen (Mail: info@bluetoons.de). Bitte nennt immer die richtigen Namen der Figuren (und nicht den manchmal abweichenden Titel des Comics oder der Comicserie). Bei Figuren mit mehreren verschiedenen Identitäten gibt es für jeden zusätzlichen genannten Namen einen Zusatzpunkt. Also wer beispielsweise Superman zu erkennen glaubt, schreibt "Superman" und dazu "Clark Kent". Es gilt dabei der Hauptcharakter, also wenn irgendwann mal Hans Musterman ein Superman-Kostüm an hatte, gilt der natürlich nicht). Für unterschiedliche Übersetzungen oder Schreibweisen gleicher Namen (zB. Micky Maus vs. Mickey Mouse, Spirou & Fantasio vs. Pit & Pikkolo) gibt es jedoch keine Zusatzpunkte.

Die drei Teilnehmer, die am meisten Figuren erraten, erhalten einen Comic im Wert von 30 EUR. Sollten mehrere Teilnehmer die gleiche Top-Anzahl Figuren erraten, losen wir die Gewinner entsprechend aus.

Comicgewinnspiel Bild 1

Comicgewinnspiel Bild 2

Comicgewinnspiel Bild 3

Comicgewinnspiel Bild 4


Und das wollte ich schon immer mal schreiben: Der Rechtsweg ist ausgeschlossen! :)

 

Viel Glück!

Bilder: Nerd-Art by Steve M. Clements

Rigano-Signiertermin – Fotos und Artworks

Giovanni Rigano signiert und zeichnet Comics

"Signieren bis der Stift glüht: Gute Zeiten für Berliner Comicfans" twitterte Lars von Törne vom Tagesspiegel in der Ankündigung verschiedener Berliner Signier- und Zeichentermine. Die Formulierung traf es dann gestern auch auf den Kopf: Giovanni Rigano signierte, oder besser zeichnete über 4 Stunden bei uns im Laden. Das Ergebnis waren tolle Zeichnungen und glückliche Fans aller Altersgruppen. Ich bin nur zu wenigen Fotos gekommen, hier gibt es ein paar Impressionen zu den Artworks:

 

Rigano Comic Artwork 1

Rigano Comic Artwork 2

Ein Zeichnung für meine Tochter, die steht natürlich auch auf Monster Allergy:

Rigano Comic Artwork 3

Rigano Comic Artwork 4

Rigano Comic Artwork 6

Und diese großartige Zeichnung fertigte Rigano nach 4 Stunden Dauerzeichnen noch für unseren Laden an.

Rigano Comic Artwork 5

Herzlichen Dank an den unermüdlichen  Künstler, an den Verleger Jano Rohleder und die vielen Besucher!

Weitere Fotos von Riganos Deutschland-Tour findet Ihr hier bei Flickr .

5 Jahre Comics & Graphics

5 Jahre Comics & Graphics Signiertermin Rigano

Comics von Giovanni Rigano:

Rigano Comic Cover

 

Vor 5 Jahren wurde der Laden Comics & Graphics eröffnet – Ein kleiner Rückblick

Gleichermaßen beglückwünscht und für verrückt erklärt startete der Laden mit einem Minibudget und einer sehr bescheidenen, handverlesenen Auswahl an Comicbüchern. Von Anfang an setzten wir aus eigenem Interesse heraus neben klassischen Comics auf Graphic Novels, und auch auf ansprechende Comics für Kinder. Über die Jahre wurde das Angebot immer weiter ausgebaut, immer mehr Comicfans, aber auch Leute ohne Comicerfahrungen fanden den Weg zu uns. Ein Ziel war es, einen Comicladen mal etwas anders aufzuziehen. Vorbild waren da Läden aus Brüssel oder Paris, in denen eher Comicbücher als Hefte gehandelt, und diese gut präsentiert werden. Auch wenn dies hierzulande natürlich nur in einem kleineren Maßstab, als in den Comichochburgen funktioniert.

Das Timing war glücklich, denn in den letzten 5 Jahren wurden Comics wieder verstärkt zu einem Thema. Einerseits wurden klassische Comics zuverlässig und in guter,  haptisch sehr ansprechender Qualität produziert. Allen voran ist hier der Splitter-Verlag zu nennen, der wie ein Uhrwerk pünktlich und immer in toller Aufmachung herausbringt. Aber auch viele andere kleinere und größere Verlage haben Alben-Perlen herausgebracht. Viele alte Comicfans wurden hier wieder für das Medium begeistert, neue kamen hinzu.

Zum anderen erfolgte die Etablierung von Comicromanen unter dem Label der Graphic Novel. Verlage wie Carlsen, Reprodukt oder Avant haben hier hervorragende Arbeit geleistet, sowohl was die Publikationen selbst, als auch die Pressearbeit betrifft. Mit der Graphic Novel erschienen immer mehr Artikel über Comics in Zeitungen.

Dann kamen neue, mitunter recht gute Comicverfilmungen, die Ihren Beitrag für das Medium geleistet haben. Nicht zu vergessen ist der Gratis-Comic-Tag, der die Läden wieder in den spezialisierten Fachhandel gebracht hat.

Last but not least kann man auch noch das Internet und die sich daraus ergebenden Möglichkeiten als Motor für das Medium und uns als Laden anerkennen. Zum einen im digitalen Bereich, hier entstehen beispielsweise viele Webcomics und Social-Media-Verbindungen. Über das Internet sind wir hier in der Lage, Informationen über Comics wie Lesetipps oder Rezensionen ohne hohe Nebenkosten zu veröffentlichen, und eine Rückwirkung aus der digitalen Welt in den analogen Buchhandel zu erzielen. Die geschieht zum einen über unseren Blog, über Facebook und einige Artikel aus meiner Feder sind auch im Comicblog des Tagesspiegels erschienen.

Über die Jahre hatten einige Male hochkarätigen Besuch. Nationale und internationale Comickünstler haben bei uns gezeichnet und signiert: David Petersen (Mouse Guard), Felix Mertikat (Steam Noir), das Stenarts-Team (Ria), Ralph Schlüter, Yann Krehl (Wolkenvolk), Tim Seeley (Hack/Slash) und zuletzt Tonci Zonjic (Lobster Johnson).

Zu den Signieraktionen kamen noch exklusive, selbst produzierte, ExLibris Drucke, die wir Comicliebhabern zur Verfügung stellen. Einen Ausflug ins Verlagsgeschäft haben wir auch unternommen, und u.a. mit 50 Zeichnern den Cartoonsampler "Vorletzte Geräusche" unter dem Label "Weildarum", etliche Postkarten und den dadaistischen Indie-Comic "Team Bob" veröffentlicht.

Vielen Dank an alle, die das Projekt Comics & Graphics unterstützt haben. Am Samstag ist es nun soweit: wir feiern unseren 5-jähriges Jubiläum. Neben einem Signiertermin mit Rigano veranstalten wir dazu ein kleines Gewinnspiel, und es wird selbstgemachtes Gebäck und eine halbe Tasse Kaffee geben. :) Kommt vorbei!

+++ Ende der Beweihräucherung

 

Top 5 im 1. Halbjahr 2013

Es war ein Kopf-an-Kopf-Rennen, nun stehen unsere Bestseller für das erste Halbjahr fest:

 

Platz 1: Die Kinder des Kapitän Grant, Band 1 (Splitter)

Platz 2: Monster Allergy, Gesamtausgabe, Band 1 (Dani Books)

Platz 3: Jimmy Corrigan – der klügste Junge der Welt (Reprodukt)

Platz 4: Lucky Luke – Auf eigene Faust (Ehapa)

Platz 5: Der grosse Tote, Band 4 (Ehapa Comic Collection)

 

Die Kinder des Kapitän Grand Comic Monster Allergy Comic Jimmy Corrigan Graphic NovelLucky Luke Comic

Der grosse Tote Comic Herzlichen Glückwunsch an die Künstler und die Verlage!

 

Berücksichtigt wurden hier fairerweise nur die deutschen Ausgaben. Zählen wir bei Jimmy Corrigan die amerikanische Ausgabe mit, wäre dieser Titel auf Platz 1.

Jolly Roger – Die Entstehung eines frankobelgischen Comics

Der klassische frankobelgische ist einer der aufwendigsten produziertesten Comics überhaupt. Die Produktionszeit eines Albums mit hohem Detailgrad, komplexen Hintergründen, individuellem Seitenlayout und vielschichtiger Kolorierung (und natürlich der Autorenleistung)  liegt durchschnittlich bei einem Jahr. Der Comickünstler Miki Montlló arbeit zur Zeit zusammen mit Sylvain Runberg an dem Science Fiction Comic "Jolly Roger". Den Entstehungsprozess kann man in einer Reihe von Videos miterleben: [Videos benötigen Flash oder HTML5]

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Comic Noir mit David B. und andere Geschichten

Der vorliegende Band "Die falschen Gesichter" zeigt einmal mehr die Vielfalt des französischen Comickünstlers David B., seines Zeichens Gründungsmitglied der Künstlergruppe L’Association.

Sind seine Arbeiten als Zeichner meist durch eine Mischung aus Lebensnähe und phantastischer (teilweiser surrealer) Darstellung geprägt, ist seine Arbeit als Autor an dem Band "Die falschen Gesichter" in seiner Mischung aus Hard-Boiled und Crime Noir eher ein Genrestück. Los geht es in den 1970er Jahren. Eine Gruppe Männer, die sich außerhalb und unabhängig des französischen Verbrechermilieues bewegt, entschließt sich Banken zu überfallen. Angeregt durch eine historische Geschichte verkleiden sich die Männer mit angeklebten Bärten, Perücken und Hüten, um als gewöhnliche Kunden in die Banken hineinzuspazieren – und dann in letzter Sekunde zuzuschlagen. Ein für die Polizei scheinbar nicht zu stoppender Feldzug an Banküberfällen beginnt, bis sich eines Tages das Blatt wendet…

Laut Klappentext basiert der Band auf wahren Begebenheiten. David B. gelingt als Autor zusammen mit Zeichner Hervé Tanquerelle (auch bekannt als Zeichner für Sfars "Professor Bell") eine Hommage an den Crime Noir. Erstaunlich ist dabei die pointierte Charakterisierung der vielen, sehr unterschiedlich motivierten Protagonisten, die dem Leser auch einiges an Aufmerksamkeit abverlangen. Gelungen ist auch die Atmosphäre des Bandes, der die damalige Zeit einfängt, bemerkenswert wie in dem Band ein Mythos erschaffen und gleichzeitg wieder zerlegt wird. Romantische Verbrecherkarrieren bleiben am Ende nicht übrig.

Während in Frankreich bereits über 20 Bände von David B. erschienen sind, ist die Anzahl der deutschsprachigen Veröffentlichungen noch übersichtlich. Mein Eindruck ist, das David B. im deutschsprachigen Raum noch weit unter Wert gehandelt wird. Stehen auf französischen Comicfestivals die Besucher bei dem Künstler Schlange, hat David B. hier noch so etwas wie Geheimtipp-Charakter. Hier gibt für den aufgeschlossenen Leser abseits des Comic-Mainstreams noch Schätze zu heben. Folgende Werke von David B. wurden hierzulande veröffentlicht:

David B. Der Tengu Das bleiche Pferd Die heilige Krankheit Comic Graphic Novel

Der Tengu (Edition Moderne, 1999), ein Comic über japanische Mythologie (leider vergriffen)

Das bleiche Pferd (Reprodukt, 2001), ein Comic über Träume und Albträume

Die Heilige Krankheit, Teil 1+2 (Edition Moderne, 2006-2007) – hier geht es um die eigene Familiengeschichte, und insbesondere um die Epilepsie des Bruders von David B. und die damit verbundenen Auswirkungen der Krankheit und der Suche nach Heilung auf die Familie.

Inzwischen wird David B. im Avant-Verlag veröffentlicht, der dem Künstler in den letzten Jahren eine adäquate Plattform für seine Arbeiten bietet:

David B. Auf dunklen Wegen Kapitän Scharlach Die Besten Feinde Comic Graphic Novel

Auf dunklen Wegen (Avant, 2010), ein übrigens hervorragender Comic über eine kurze Utopia Phase zwischen den beiden Weltkriegen in Italien (einer unserer Comics des Jahres 2010)

Kapitän Scharlach (Avant, 2010), ein Buch über den Schriftsteller Marcel Schwob, der in dieser Geschichte zu eine seiner eigenen Romanfiguren wird. Das Buch entstand zusammen mit Emmanuel Guibert (Alans War, Der Fotograf, Edition Moderne; Ariol, Reprodukt).

Comic Cover von Emmanuel Guibert Graphic Novel

Guibert behandelt politische Themen und Reisebeschreibungen,
macht aber auch herzliche Kindercomics wie Ariol

 

Die besten Feinde (Avant, 2010), ein Geschichtscomic über die Beziehungen zwischen dem nahen Osten und den USA (geschrieben zusammen mit dem französischen Islamwissenschaftler Jean-Pierre Filiu), das Gemeinsamkeiten in den Beziehungen der Länder in den Jahren 1783 und 1953 beleuchtet. Manche DInge ändern sich scheinbar nie.

Außerdem erschien im Avant-Verlag noch das Heft Babel in der Kollektion Ignatz. In der Kollektion Ignatz sollten weltweit in mehreren Sprachen Comics von verschiedenen Künstlern aus dem Independent-Bereich zeitgleich veröffentlicht werden. Ziel war es neben der Veröffentlichung ungewöhnlichen Materials den Künstlern eine bessere zeitliche Struktur für ihre Arbeit zu schaffen – ähnlich wie im amerikanischen Heftemarkt. Denn für Comic- oder Graphic-Novel-Künstler ergibt sich ein schwerwiegendes Problem: teilweise fließen Jahre Arbeit in ein Werk, danach kommen noch redaktionelle Bearbeitung und Buchproduktion dazu. Daraus ergeben sich lange Zeiträume, in denen der Künster keine Buchverkäufe und damit finanziellen Einnahmen hat. Einige Werke werden nie vollendet. Dem sollte mit Veröffentlichung in kleinen "Portionen" entgegegewirkt werden. Das Projekt war wohl etwas überambitioniert, und die serielle Veröffentlichung von nicht abgeschlossenen Geschichten wurde offenbar nicht so gut angenommen. Die Kollektion wurde hierzulande eingestellt. Einige Fortsetzungen der auf deutsch erschienenen Hefte sind in den USA bei Fantagraphics erschienen. Babel als Metapher – die Einstellung der Kollektion Ignatz führte dann auch zum Bruch zwischen Avant und dem italienischen Comickünstler Igort (dem Initiator der Serie), der mit seinem Kollegen Gipi im Schlepptau inzwischen bei Reprodukt veröffentlicht wird. 

 

Strangers in Paradise

Die Kultserie Strangers in Paradise wird neu aufgelegt. Band 1 ist gerade erschienen.

Strangers in Paradise Graphic Novel ComicDie ersten neun Bände dieser famosen Reihe erschienen von 1995 bis 2003 in der Edition Comic Speedline des Verlags Thomas Tilsner. Die Reihe wurde schnell zur Kult-Serie, und das zu Recht. Was Moore in diese Mischung aus Krimi, Beziehungsdrama und Soap an Situationskomik hineinmixt, ist vom Feinsten. Dazu hat er sich auch ein unterhaltsames Figurenkabinett zusammengestellt.

Katchoo ist eine temperamentvolle Blondine, deren Schlagfertigkeit sich nicht nur auf Wortgefechte beschränkt. Sie ist in Francine verknallt, mit der sie zusammenwohnt. Francine liebt aber nicht Katchoo, sondern den schmierigen Freddy. Katchoo ist derweil damit beschäftigt, sich David vom Hals zu halten, dem sie, obwohl er sie liebevoll umwirbt, androht, seine Eier an die Katze zu verfüttern, wenn er sich nicht endlich verpisst. Das emotionale Durcheinander eskaliert, als Freddy mit Francine Schluss macht, und sich zu allem Überfluss herausstellt, dass das FBI eine Geheimakte über Katchoo angelegt hat.

In der mit liebevoll charakterisierten – und wunderbar treffend gezeichneten – Personen ausgestatteten Geschichte über Freundschaft und Beziehungschaos wimmelt es von schrägen Ideen. Wer wissen möchte, wie man einen lebendigen Männerpenis im Schaufenster ausstellt, ob Vanilleeis mit Ketchup essbar ist, wie man einem Kleiderschrank von Mann auch als zwei Köpfe kleinere Frau mit einem Griff die Nase brechen und wie man sonst noch Spaß haben kann, sollte hier reinsehen. Schreiber & Leser will die Serie komplett in sechs Bänden auflegen. Dieser Band beinhaltet die ersten fünf der damals bei Tilsner erschienen Hefte. Man kann ihn auch als in sich abgeschlossene Geschichte lesen. Hoher Spaßfaktor garantiert.

Leseprobe bei Schreiber & Leser

Strangers in Paradise
von Terry Moore
Schreiber & Leser
Softcover, 344 Seiten, Schwarz/Weiß, 16.95 €

Dieser Lesetipp wurde erstellt von Comickunst–dem Weblog mit aktuellen Rezensionen anspruchsvoller Graphic Novels für Erwachsene: http://comickunst.wordpress.com/.

Uncertified Cross Cult-Dealer

Warum wir als Cross Cult-Fans, aber auch als unabhängiger Laden nicht am Certified Dealer Programm teilnehmen. Ein kleiner Blick ins Comicbusiness.

Mich erreichte die Frage, wieso wir nicht am Certified Cross Cult-Dealer Programm teilnehmen, wo wir doch sogar schon Verlagsrepräsentationen auf Messen für Cross Cult durchgeführt, und wir jede Menge Titel des Verlages auf Lager haben.  Mit dem Händler-Programm erhält ein Comicladen ein Label, das ihn offiziell als Cross Cult-Händler ausweist. Der Leser und Kunde soll damit darauf hingewiesen werden, dass in zertifizierten Läden das gesamte Cross Cult-Programm erhältlich ist.

Die Teilnahme an diesem Programm ist an Abnahmemengen geknüpft. Diese können wir bei einigen Titeln nicht erfüllen.

Um mal ein Beispiel zu nennen: für die Serie "Roland, Ritter Ungestüm" haben wir so gut wie keine Nachfrage. Nicht weil die Serie schlecht ist (ganz im Gegenteil) , sondern weil wir als relativ neuer Laden einfach kein Klientel für solche alten Serien mit Nostalgiecharakter haben. In den letzten Jahren haben wir gerade mal zwei Bücher aus der Serie verkauft. Um am Certified Dealer Programm teilzunehmen, hätten wir 42 Bücher a' knapp 30 EUR (VK) der Serie einkaufen müssen. Dies macht für uns einfach keinen Sinn. Wir haben die Serie komplett vorrätig (was selbst mit einem einzigen Satz der Serie angesichts der mangelnden Nachfrage wirtschaftlich eigentlich schon keinen Sinn macht). Ähnlich sieht es mit Franchise-Titeln zu Kinofilmen und generell bei Romanen aus. Solche Titel sind im Bahnhofsbuchandel oder in Läden mit hohem Anteil an Laufkundschaft und Touristen einfach besser aufgehoben, als im spezialisierten Comicfachhandel.

Deswegen nehmen wir an dem Programm nicht Teil. Trotzdem bekommt Ihr bei uns alle Cross Cult-Titel, auch ohne offizielle Beglaubigung.  Und sollten wir mal einen Titel nicht vorrätig haben, bestellen wir Euch diesen gerne, wenn es eilig ist auch über Nacht.

Wir bitten um Euer Verständnis, und hoffen, dass wir dieses fehlende Label mit unserem unabhängigen und handverlesenen Programm, einem angenehmen Ambiente und einer fachkundigen Beratung ausgleichen können. Außerdem gibt es hier bei uns eine andere Garantie: nämlich die, dass wir Euch keine Titel empfehlen, die wir dringend verkaufen müssen, um Quoten zu erfüllen. Wir empfehlen Euch nur Sachen, von den wir denken, dass sie Euch gefallen könnten. Unsere Ladenphilosophie funktioniert genau andersrum, sie startet bei Euch als Leser und führt zu einer unabhängigen Beratung.

 

Der Tiger der sieben Meere

Erick Surcouf schreibt die Lebensgeschichte seines Freibeuter-Ururonkels als Abenteuergeschichte mit biografischen Zügen.

Gerade ist der erste Teil der Geschichte über den Kaperkapitän Surcouf erschienen. Anders als die meisten, oft drastisch romantisierten Piratengeschichten bildet diese Geschichte das wahre Leben von Robert Surcouf ab, der von 1773 bis 1827 gelebt hat und als Freibeuter unterwegs war.

Surcouf Comic Cover

Zur Erinnerung: ein Freibeuter besitzt im Gegensatz zu einem gewöhnlichen Piraten eine staatliche Legitimation, den sogenannten Kaperbrief, um Schiffe von Nationen, mit denen sich ein Land im Krieg befand zu erobern oder zu zerstören. Surcouf zählt hier zu den erfolgreichsten Freibeutern der Franzosen im Krieg gegen England, knapp 50 feindliche Schiffe gehen auf sein Konto.

Das bemerkenswerte an dem vorliegenden Comic ist, dass einer der beiden Autoren ein Verwandter des Freibeuters ist: Erick Surcouf ist der Ururneffe von Robert Surcouf.

In opulenten Bildern und passend klassischem Stil wird die Geschichte Surkoufs in Form eines Abenteuerromans erzählt. Dabei geht es bei weitem nicht nur um Seeschlachten und Gemetzel, sondern der Lebensweg von Surcoufs Kindheit an wird beleuchtet.

Surcouf Comic Doppelseite

Doppelseite aus Surcouf, Band 1. Bildquelle: Leseprobe bei Splitter

Die Faszination der historischen Seefahrt merkt man Autoren und Zeichner an, insbesondere in den aufwendigen Darstellungen der Schiffe und Szenen, die teilweise fast Wimmelbildcharakter haben. Besonders deutlich wird diese auch nochmal im Anhang, in dem ein Bild des Comics als Bleistift- und danach als Tuschezeichnung gezeigt wird, und nochmal den aufwendigen Werdegang eines Panels und die Akrebie des Künstlers veranschaulicht. Angelegt ist die Comicserie auf vier Bände.


Surcouf Bd. 1: Die Geburt einer Legende
von Arnaud Delalande, Erick Surcouf, Guy Michel
Splitter
Hardcover, 48 Seiten, farbig, 13.80 EUR